Threshold – Legends Of The Shires (Nuclear Blast, 08.09.2017)

Die Briten Threshold haben bei mir einen kleinen Schock ausgelöst. Als die Meldung kam, dass die Band sich von ihrem Sänger Damian Wilson getrennt hat, habe ich mich gefragt, ob die das wirklich ernst meinen. Die letzten beiden Alben der Band sind für mich ganz nah dran am perfekten Progressive-Metal-Album. Die Kombination aus Gesang und musikalischer Virtuosität auf den Longplayern „March Of Progress“ und „For The Journey“ ist kaum zu ignorieren.

Der Threshold-Fan an sich kennt sich natürlich mit wechselnden Sängern aus, und oft scheint die Band dann bei Sängern anzufragen, die schon mal das Mikrofon für die Band in der Hand gehabt haben. Glynn Morgan heißt der neue (alte) Sänger, welcher bereits auf dem Album „Psychedelicatessen“ gesungen hat. Da genau dieses Album mir am wenigsten gefällt, war meine Befürchtung groß, dass der Wechsel von Wilson zu Morgan sich nicht positiv auf das neue Album auswirkt.

„Legend Of The Shires“ ist ein langes Album geworden. Die Songs sind auf zwei CDs verteilt worden. Mit dem sanften Intro „The Shire (Part 1)“ starten Threshold vorsichtig in den neuen Longplayer. Nachdem ich hier Morgans Stimme gehört habe, habe ich die Wiedergabe gestoppt und bin zum „Psychedelicatessen“ Album gewechselt. Glynn Morgan klingt auf „Legend Of The Shires“ viel erwachsener, tatsächlich erinnert mich sein Gesang nun ein wenig an den ehemaligen und leider verstorbenen Threshold-Sänger Andrew „Mac“ MacDermott. Ich bin überrascht, positiv!

Mit dem folgenden „Small Dark Lines“ nimmt die Band deutlich an Fahrt auf!

Tolle Melodien, toller Groove und Morgans Stimme passt. Wie der Song, oder das Album, mit Wilson geklungen hätten, darüber kann spekuliert werden. Zu einem Ergebnis wird das allerdings nicht führen. Morgan macht auf dem kompletten Album einen tollen Job und die Männer an den Instrumenten haben ihre Fähigkeit eingängige Melodien zu schreiben, diese mit Härte und progressiven Elementen zu verbinden noch mehr zur Perfektion getrieben.

An dritter Stelle folgt mit „The Man Who Saw Through Time“ der erste von mehreren überlangen Songs. Die Gruppe beginnt sehr zurückhaltend und mit jeder der zwölf Minuten Laufzeit des Tracks steigert sich die Band. Sehr schön, die Briten haben immer den Song und seine Melodie im Blick und verlaufen sich nie in wilden Taktwechseln.

Eigentlich weiß ich nicht, welchen Song ich noch besonders lobend erwähnen soll. Die musikalische Qualität treibt mir das Pipi in die Augen. Egal, ob man in Songs wie „Lost In Translation“, „Superior Machine“ oder das ein wenig an Pink Floyd erinnernde „Swallowed“ reinhört, hier gibt es keinen einzigen Ausfall!

Das Album des Jahres? Vielleicht! Mal schauen was noch kommt!

CD1:
1. The Shire (Part 1)
2. Small Dark Lines
3. The Man Who Saw Through Time
4. Trust The Process
5. Stars And Satellites
6. On The Edge

CD2:
1. The Shire (Part 2)
2. Snowblind
3. Subliminal Freeways
4. State Of Independence
5. Superior Machine
6. The Shire (Part 3)
7. Lost In Translation
8. Swallowed

www.thresh.net

 

Photocredit by Robert Burress

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