Thot – Delta (Pelagic Records, 10.05.2024)

Interessante Musik, welche die belgische Band Thot auf ihrem neuen Album bietet. Auf „Delta“ trifft einnehmende, gitarrenlastige Postrock-Ästhetik auf kalte Industrial-artige, elektronische Klänge. Wobei die Songstrukturen gar nicht so „post“ sind, denn die meisten Stücke sind nicht überlang und eher geradlinig strukturiert, was dem dezent avantgardistischen Hörerlebnis allerdings keinen Abbruch tut.

Auch sonst spielt man hier mit Kontrasten. Haupt-Songwriter Grégoire Fray entdeckte seine französischen Wurzeln und schrieb die Texte erstmals abwechselnd in seiner Heimatsprache und in Englisch. Der weibliche Gesang unterstützt ihn hierbei und setzt einen warmen Widerpart zu seinem teils aufgekratzten Vortrag. Ganz besonders deutlich im überlangen, verhaltenen „Hüzün“ mit Juliette Mauduit am Mikro. Eine ruhige Ballade mit wenigen Variationen, die aber überraschend kurzweilig klingt.

Der komplette Kontrast sind die beiden fast schon nervös zappelnden, mit elektronischen Beats vorangetriebenen „Céphéide“ und „Euphrate“. „Supercluster“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Hier treffen aufpeitschende Synthesizer-Klänge auf schrammelnde Indie-Gitarren-Sounds. Fein sind auch die manchmal fast kindlichen, etwas folkloristisch wirkenden weiblichen Harmoniegesänge, wie sie im überwiegend instrumental treibenden „The Last Solstice“ sowie in „Morning Waltz“ prominent platziert werden.

Hier wird einiges in Sachen Stimmung geboten und die Klavierballade „Estuaire“ wird als beruhigender Schlussakkord gerne genommen. „Delta“ ist nämlich ein starkes, spannendes Album, welches man nicht wirklich einem Genre zuordnen kann. Das Label unterschreibt das Ganze mit „für Fans von Health, Young Widows, Nine Inch Nails, Chelsea Wolfe, The Mars Volta, Bauhaus, Killing Joke, Nick Cave & The Bad Seeds.

Ein weites Feld, wahrscheinlich aber gar nicht so unzutreffend!

 

Trackliste:
1. Euphrate
2. Céphéide
3. Sleep Oddity (ft. Lenka Dusilová)
4. Bateleur
5. The Last Solstice
6. Hüzün
7. Blind Streets
8. Supercluster
9. Morning Waltz
10. Estuaire

 

 

Photo-Credit: Michael Thiel

 

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