Der neue Thorsten Nagelschmidt (Muff Potter, “Arbeit“) Roman ist da und hier scheint es wie bei guten Weinen zu sein – je älter sie werden, umso besser werden sie!
Erneut förmlich gefressen habe ich “Soledad” und bin begeistert, wie Nagel es zum widerholten Mal geschafft hat, mich so sehr in den Bann zu ziehen.
Dieses Mal zieht es die Protagonistin und Fotografin Alena aus dem wilden und lauten Hamburg in den kolumbianischen Dschungel, wo sie aufgrund der Ruhe und Tristess beginnt, sich intensive Gedanken um ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu machen. Ich meine als eine sich in diversen Sinnkrisen befindliche tablettenabhängige Frau, der gerade die (doch so unkompatible) Partnerin abhanden gekommen ist, da kann man in der Einöde doch wirklich Mal sein bisheriges Leben Revue passieren lassen.
Wenn da nicht Rainer wäre, der sich nach diversen Irrungen und Wirrungen in seinem eigenen Leben (die ausführlich und sehr anschaulich durchleuchtet werden) dort den Traum einer eigenen Lodge verwirklicht hat. Wobei Traum, eigentlich ist das Ganze mittlerweile für ihn eher als Albtraum zu betrachten. Irgendwie ist alles nur noch anstrengend und im Endeffekt auch zum Scheitern verurteilt – wenn man nur das kleine Stück Land irgendwie loswerden könnte, dann wäre doch wohl ein entspannter Lebensabend gesichert, oder?!
Aber mitnichten gelingt es Rainer auf normalem Weg den Absprung zu schaffen, sodass zum Schluss alles irgendwie im Chaos bzw. für Alena im persönlichen Untergang endet. Und hier ist auch mein einziger Kritikpunkt in “Soledad” – ich hätte mir das Ende der Geschichte ein wenig umfangreicher oder ausführlicher gewünscht. Irgendwie lässt mich der Eindruck nicht los, als hätte Nagel (der ansonsten selbigen wieder hervorragend auf den Kopf trifft) den Schluß ein wenig in Eile verfasst. Mehr wäre hier für mich eindeutig mehr gewesen.
Aber das ist auch Mal wieder Gejammer auf hohem Niveau!
Ich kann, will, werde und möchte “Soledad” trotz alledem allen ans Herz legen – das kurzweilige Machwerk liest sich wunderbar, fesselt und lässt einen gelegentlich auch in die eigene Vergangenheit abtauchen. Mehr kann man von einem Buch mit über 400 Seiten wahrlich nicht verlangen.
In diesem Sinne… FELIZ SOLEDAD!
Verlag: S. Fischer Verlag
Seitenzahl 418
Sprache: Deutsch
Ausgabeart: Hardcover
ISBN 978-3-10-397108-8
Daten der Lesereise:
15.10.2024 Essen, Zeche Carl
16.10.2024 Düsseldorf, zakk
17.10.2024 Hamburg, Centralkomitee
18.10.2024 Frankfurt, Kunstverein (OpenBooks, Buchmesse) – Mit Roman Ehrlich, Moderation: Albert Henrichs, Eintritt frei
19.10.2024 Osnabrück, Lagerhalle
20.10.2024 Münster, Pension Schmidt
22.10.2024 Bielefeld, Bunker Ulmenwall
23.10.2024 Lemwerder, Begu
24.10.2024 Kiel, Studio
28.10.2024 Dresden, Schauburg
29.10.2024 Jena, Kassablanca
30.10.2024 Wiesbaden, Schlachthof
31.10.2024 Enkirch, Weingut Immich Anker
09.11.2024 Erlangen (book:ed Literaturfestival)
10.11.2024 Karlsruhe, P8
14.11.2024 Lübeck, Burgtor
16.11.2024 Weissenhäuser Strand (Rolling Stone Beach)
17.11.2024 Rostock, Peter Weiss Haus
18.11.2024 Erfurt, Buchbar – Moderation: Simone Burdach (S. Fischer)
19.11.2024 Leipzig, Werk 2
20.11.2024 Göttingen, Musa
21.11.2024 Köln, Agnes Buchhandlung
22.11.2024 Stuttgart, Merlin
23.11.2024 Zürich, Kapitel 10
24.11.2024 München, Bellevue di Monaco
Foto: Verena Brüning
“SOLEDAD” gibt es bei S. Fischer – dem lieben Thorsten Nagelschmidt könnt ihr hier folgen.