The World Is A Beautiful Place

The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die – Harmlessness (Epitaph, 25.09.2015)

The World Is… haben bisher einen interessanten Weg zurückgelegt. Das neue Album „Harmlessness“ schließt für die Band einen Kreis zu ihrem ersten Release „Formlessness“. Ähnlich wie ihre Kollegen von Pianos Become The Teeth aus Baltimore wechseln The World Is… vom angesagten, kleinen Label Topshelf Records zum Indie-Giganten Epitaph.

Dieser Umstand ist sicherlich der großen Aufmerksamkeit und dem Erfolg im Zuge des 2010er-Emo-Revivals, dessen Mit-Flaggschiff die Connecticuter Band war/ist, zu verdanken. In den letzten 5 Jahren tourte und veröffentlichte das Septett Splits mit einer Menge namhafter Bands (Tigers Jaw, Code Orange (Kids), Self Defense Family, Kittyhawk, Rozwell Kid oder Empire! Empire!) und kollaborierte auf der selbstveröffentlichten EP „Between Bodies“ mit Spoken Word Artist Christopher Zizzamia, was viele Geister schied, die Band aber auch aufregend und interessant bleiben ließ.

Im Falle von Pianos Become The Teeth sorgte der Wechsel von Topshelf zu Epitaph für eine interessante Veränderung im Sound. Aus diesem Grund war ich sehr gespannt, wie The World Is… auf ihrer neuen Platte klingen würden. Und Bingo.
Während die vergangenen EPs, Splits und das Debütalbum „Whenever, If Ever“ aus Topshelf-Zeiten an eine Kreuzung aus American Football, Braid und Explosions In The Sky erinnern, klingt „Harmlessness“ wesentlich dichter produziert und orientiert sich an vielen Stellen eher an dem Sound der, auf die 90er-Ära folgenden, kommerziell wesentlich erfolgreicheren Emowelle, mit ihren Helden von Thursday, Taking Back Sunday, Brand New, Finch oder Sparta.

Eine weitere Neuerung im Sound ist das wesentlich präsenter gemischte Schlagzeug und die höhere Beteiligung von Katie Shanholtzer-Dvorak an den Songs. Zum einen als Keyboarderin, was immer mal wieder an die – nun – Labelkollegen von Motion City Soundtrack erinnert, zum anderen als Sängerin. Gerade in der ersten Hälfte von „Harmlessness“ taucht neben David Bellos näseliger Stimme immer wieder weiblicher Gesang auf, teilweise singen Bello und Shanholtzer-Dvorak sogar in Duettform.

Das alles kann man mögen, oder auch nicht. Interessant ist es allemal. Und das ist bei The World Is… nach wie vor das Stichwort. Denn diese Band zeichnet sich vor allen Dingen durch ihre kompromisslose Eigensinnigkeit aus. Die Songs leben von ihren Überraschungsmomenten, ständiger Veränderung und eben dieser Eigensinnigkeit. Der Opener des Albums „You Can’t Live There Forever“ beginnt als Lo-Fi-Geplänkel mit einer Gitarre und Gesang und schlägt im letzten Drittel um in eine durchproduzierte Emoballade inklusive Streicher und Akustikgitarre. Sowas bringen auch nicht viele Bands.

Poppige Melodien und Ohrwurm-Momente wechseln sich mit verträumten, Shoegazig- Postrockartigen Passagen ab, um dann entweder in eine neue Überraschung (metalartiges Riffing in „We Need More Skulls“) oder eine epische Emoballade („Haircuts For Everybody“) zu münden. Eigenheit und Catchyness so konsequent miteinander zu verbinden, das gelingt nicht vielen, besonders nicht über den Kurs eines gesamten Albums.

Was The World Is… da veranstalten könnte man mit Fug und Recht als Best Of- 90s und 00s-Emo bezeichnen. Denn die Jungs und Mädels aus Connecticut tun auf „Harmlessness“ vor allen Dingen eins: Abliefern. Und das nicht zu knapp. Egal ob interessanter Opener, episches Duett, Emoballade, Powerpop, Postrockesque Atmo-Momente oder die ganz großen Gefühlsausbrüche. Alles im Repertoire mit inbegriffen.

Am Ende dieser Platte bleibt mir gar keine andere Wahl als restlos begeistert zu sein.

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