The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die – Always Foreign (Epitaph, 29.09.2017)

Das Emo/Postrock-Kollektiv The World Is A Beautiful Place And I’m No Longer Afraid To Die hat eine steile Karriere hinter sich. Nach EPs und Splits folgte das viel gelobte Debütalbum “Whenever, If Ever” via Topshelf Records und schon zeigte sich Indie-Gigant Epitaph interessiert, woraufhin dieser den Release des Nachfolgers „Harmlessness“ übernahm. Mit „Always Foreign“ erscheint nun die dritte Langspielplatte des Connecticuter Kollektivs.

Kollektiv deswegen, weil man bei dieser Konstellation weniger von einer Band im klassischem Sinne sprechen kann, sondern eher einer Ansammlung Musik machender Individuen, die bunt und munter durch die Gegend wechseln. Seit Gründung gab es so viele Personalwechsel, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Ein Einschnitt stellt aber sicherlich der Weggang des/r Genderfluiden Gitarriste/in Derrick Shanholtzer dar, der/die eines der wenigen verbliebenden Gründungsmitglieder des Kollektivs darstellt und meines Wissens maßgeblich am kreativen Prozess der Band beteiligt gewesen ist.

Nichtsdestotrotz empfängt den Hörer im ersten Track „I’ll Make Everything“ zunächst die seit dem Debütalbum vertraute Stimme von Sänger David Bello und wird kurz danach durch den auf dem Vorgänger prominenter gewordenen Gesang von Keyboarderin Katie Dvorak ergänzt. Darauf folgt das kompakt geschriebene, sehr poppige „The Future“, das an Motion City Soundtrack erinnert. Musikalisch hat sich so viel Grundlegendes seit „Harmlessness“ nicht verändert. Bis auf vielleicht die Tatsache, dass die Kompositionen mit ein paar Ausnahmen nicht mehr ganz so zugänglich wirken.

Ansonsten geht „Always Foreign“ den Weg des Vorgängers hinsichtlich Textur fokussierendem Songwriting weiter. Dvoraks Keyboard und der weniger Riff-orientierte Gitarreneinsatz sind omnipresent und es wird klar, dass alle Instrumente hauptsächlich daran interessiert sind, gemeinsam eine Atmosphäre, die häufig von schwelgendem Wehmut geprägt ist, zu kreieren. Gerade wenn das gelungen ist, folgt ein energetischer Ausbruch, in dem Rhythmus dann wieder eine größere Rolle spielt, wie in „Dillon And Her Son“. Einen musikalischen wie lyrischen Höhepunkt erreicht das Album mit der bereits ausgekoppelten Single „Marine Tigers“, einer siebenminütige Hymne gegen Xenophobie und Ausgrenzung in zwei musikalischen Akten. Es sind Textpassagen wie “Can you still call it a country if all the states are broken? Can you still call it a business when all you do is steal?” oder “There is nothing wrong with kindness”, die in ihrer simplen Ehrlichkeit die politische Haltung des Kollektivs deutlich machen und im Gedächtnis bleiben.

Schon „Harmlessness“ hatte ein fünfsterniges Niveau, um mit unserem Wertungssystem zu sprechen, und mit „Always Foreign“ ist das Kollektiv von der Ostküste in der Lage, auf ähnlich hohem Niveau nachzulegen. Freunde emotionaler, verträumter und trauriger Melodien die auf energetische Ausbrüche und wohldurchdachte Klangtexturen treffen, werden in diesem Album viele vortreffliche Momente finden, die mich abermals dazu verpflichten, fünf Sterne zu vergeben.

01. I’ll Make Everything
02. The Future
03. Hilltopper
04. Faker
05. Gram
06. Dillon And Her Son
07. Blank #12
08. For Robin
09. Marine Tigers
10. Fuzz Minor
11. Infinite Steve

5