The White Buffalo – On The Widow’s Walk (Snakefarm Records/Universal, 17.04.2020)

Geschäftlich ist Jake Smith a.k.a. The White Buffalo in Europa nach drei Alben vom (ehemaligen) Krachlabel Earache zum Branchenriesen Universal gewandert. Ansonsten hat sich glücklicherweise nichts verändert. Noch immer steht er aufrecht und ganz selbstbewusst auf seiner Insel, umgeben von einem stilistischen See, der sich aus den Zuflüssen Americana, Rock, Soul, Blues und Folk speist. Auf eine spezielle Schublade festlegen möchte sich der Singer/Songwriter jedenfalls nicht. Voraussetzung für einen echten Wiedererkennungswert. Dafür sorgt alleine schon diese besondere, warme Baritonstimme, welche man den harten Kerl genauso abnimmt, wie sie einem in den ruhigen Momenten ganz nah zuflüstert.

Nun also Album Nummer sieben. „On The Widow’s Walk“ bietet elf neue, selbst geschriebene Songs, welche das feinfühlige Raubein wieder von seiner besten Seite zeigt. Der leicht melancholische Country-Rocker „Problem Solution“ ist dabei nur der Anfang dieses Emotionentheaters. Während der Vorgänger „Darkest Lights, Lightest Lights“ recht rockig im Ton war, klingt das neue Werk wieder etwas ausgeglichener zwischen ausgelassenen Momenten und ruhigeren Abschnitten.

Lyrisch nahm sich Mr. Smith dabei seine Heimat, das momentane Amerika, vor. Ohne erhobenen Zeigefinger, sondern als eindringlicher, kumpelhafter Geschichtenerzähler, dem man gerne zuhört. Besonders intensiv in den teils dunklen Balladen, die mal sparsam und einnehmend wie bei „Cursive“ oder atmosphärisch wie beim Titeltrack klingen können oder als düstere Einsamer-Mann-Western-Nummer wie bei „River Of Love And Loss“ daherkommen. Letzterer Titel ist komplett konträr zum fast schon giftig rockenden „Faster Then Fire“.

Die Kontraste sind dieses Mal also noch etwas schärfer, auch wenn typische White-Buffalo-Nummern wie das beschwingte „No History“, das entspannt schlurfende „Come On Shorty“ oder das warm-melancholische „The Drifter“ die erste Hälfte der Platte bestimmen. Mit dem mit einem angenehmen Geigensolo angereicherten „I Don’t Know A Thing About Love“ gleitet das Album sehr gefühlvoll und einnehmend zu Ende.

Und die letzten 42 Minuten waren mal wieder ein Genuss eines äußerst charismatischen Musikers. Daumen hoch!

 

Trackliste:
1. Problem Solution
2. The Drifter
3. No History
4. Sycamore
5. Come On Shorty
6. Cursive
7. Faster Than Fire
8. Widow’s Walk
9. River Of Love And Loss
10. The Rapture
11. I Don’t Know A Thing About Love

 

4.2