The Waterboys – Where The Action Is (Cooking Vinyl, 24.05.2019)

The Waterboys sind Mike Scott – Mike Scott ist The Waterboys. Seit über drei Jahrzehnte führt der als Songwriter sehr respektierte Brite die (Folk-)Rockband mit ihren wechselnden Mitmusikern schon durch die Musikwelt. Mit „The Whole Of The Moon“ oder auch „Fisherman’s Blues“ konnte man den einen oder anderen Hit landen. Bei uns blieb man dabei aber eher ein Thema für Spezialisten, welches in den letzten Jahren aber rechten Anklang fand, nachdem man wieder verstärkt aktiv ist.

„Where The Action Is“ nennt sich der neueste Streich. Eine teils recht überraschende, abwechslungsreiche Platte, die im Großen und Ganzen aber dem eigenen Stil treu bleibt. Der schmissige Titeltrack bezieht sich im Refrain auf den Northern-Soul-Klassiker „Let’s Go Baby“ von Robert Parker und startet das Ganze schon mal ziemlich treibend und rockig. „Let’s go baby, where the action is“, heißt es da. Etwas simpel zwar, aber mitreißend.

Das Tempo nimmt man im Folgenden immer stärker raus, es wird teils immer versponnener. „London Mick“ gibt sich ähnlich schmissig, doch bereits „Out Of All This Blues“ schlendert mit warmen Orgelklängen und weiblichem Background in Richtung Sonnenuntergang. Wie die Waterboys anno 2019 vielleicht funktionieren, zeigt die erste Single „Right Side Of Heartbreak (Wrong Side Of Love)“. Alleine zu Hause mit der Gitarre von Mike Scott aufgenommen, an Keyboarder Paul Brown geschickt, welcher das Ganze mit Effekten und Soundlandschaften verzierte, welche der Nummer allerdings nicht das Sensible raubten. Und im Kern würden alle diese Nummern im einfachen Songwriter-Format funktionieren.

Zumindest der Großteil. Denn etwas ausgefallener wird es dann doch irgendwann. „Take Me There I Will Follow You“ überrascht als beatlastige Nummer mit fast schon Hip-Hop-artigem Sprechgesang und auch das düstere „And There’s Love“ kommt im sehr rhythmischen Gewand daher. Überhaupt lehnt man sich in der zweiten Hälfte weiter aus dem Fenster. So basiert „The She Made The Lasses-O“ auf einem Gedicht von Robert Burns, während „Piper At The Gates Of Dawn“ in die Welt des Romans „Der Wind in den Weiden“ eintaucht. Das gut neunminütige Stück klingt wie eine Rezitation, die von atmosphärischen Pianoklängen untermalt wird. Kommt durchaus atmosphärisch beruhigend rüber.

So ist „Where The Action Is“ am Ende ein etwas zweigeteiltes Album. Die erste Hälfte besticht durch gewohnte gutklassiges Songwriting von Mike Scott, auch wenn man die ganz großen Momente woanders findet – die zweite Hälfte gibt sich experimentelleren Stücken hin. Man muss nicht alles davon gut finden. Man kann aber!

 

Trackliste:
1. Where The Action Is
2. London Mick
3. Out Of All This Blue
4. Right Side Of Heartbreak (Wrong Side Of Love)
5. In My Time On Earth
6. Ladbroke Grove Symphony
7. Take Me There I Will Follow You
8. And There’s Love
9. Then She Made The Lasses-O
10. Piper At The Gates Of Dawn

 

3.7