The Smiths – The Queen is Dead (16.06.1986, Rough Trade)

Im Rahmen der heutigen Handwritten-Classics-Reihe, beschäftige ich mich mit einer der schönsten Indie-Platten aller Zeiten: The Queen is Dead von The Smiths. Ein Album dessen Größe vermutlich erst nach dem Ende der Band spürbar wurde. So auch bei mir.

Fairerweise muss ich dazu erwähnen, dass ich als 1988er Jahrgang mit zwei Jahren wohl auch ein wenig zu jung für das Album der Briten war. Das erste Album einer Band, das ich aktiv hörte war “Joyride” von Roxette. Und das kam 1991. Erst im Jahr 2006, satte 20 Jahre nach Veröffentlichung und über die Single “There’s a Light That Never Goes Out”, stieß ich auf diese Schönheit und seither ist sie einer der Dauerbrenner auf meinem Plattenspieler. “The Queen is Dead” war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits das dritte Studioalbum der Band um Gitarrist Johnny Marr und den exzentrischen Frontmann Morrissey. Einen Typen, den man nur lieben oder hassen kann. Etwas dazwischen scheint vermutlich nicht möglich zu sein.

Mit dem gleichnamigen Opener der Platte stellt der Sänger eindrucksvoll seine scharfzüngige Lyrik unter Beweis. Mit den Worten “I don’t bless them” und “Pass the Pub that wrecks your body and the church – all they want is your money, the Queen is dead, boys and it’s so lonely on a limb” unterstreicht Morrissey seine klare Abneigung gegen die Königsfamilie und die Aristokratie im Allgemeinen. Bereits auf dem Vorgänger “Meat is Murder” von 1985 waren die Botschaften eindeutig und unverblühmt, weshalb der große “Moz” auch heute noch unter Vegetarieren und Veganern einen vorzüglichen Ruf genießt. Einigen Fleischessern ist er hingegen ein Dorn im Auge, weshalb bei Morrissey-Konzerten auch gern mal Fleischbällchen auf die Bühne fliegen. Aber genug von diesem Exkurs. “The Queen is Dead” verbindet auf unnachahmliche Weise die poppigen mit den Indie-Einflüssen der Smiths. Waren sie auf den beiden Vorgänger-Alben akustisch noch etwas rauer unterwegs, offenbart sich auf dem dritten Werk die perfekte Symbiose zwischen dem veträumten Gitarrenspiel von Johnny Marr und flehenden und unverwechselbarem Gesang von Morrissey. Mit “There’s A Light That Never Goes Out”, “The Boy With The Thorn In His Side”, “Some Girls Are Bigger Than Others” oder “Bigmouth Strikes Again” reihen The Smiths nahezu einen Hit an den anderen.

Spricht man Morrissey, der wie sein ehemaliger Bandkollege Johnny Marr auch heute noch auf Tour geht, auf eine Reunion der Band an, sagt er oft, dass The Smiths vor allem durch den Mythos auch heute noch so groß seien. Vielleicht noch größer, als sie es in den 80ern überhaupt gewesen sind. Die Magie könne man nicht einfach so durch eine Reunion in die Gegenwart transportieren. Zumal das Verhältnis zwischen den ehemaligen Bandkollegen wegen rechtlicher Streitigkeiten als belastet gilt. Schlagzeuger Mike Joyce hatte 1996 Morrissey und Marr auf Entschädigungszahlungen verklagt. Der Sänger hatte anschließend darauf hingewiesen mit Joyce nichts mehr zu tun haben zu wollen. Wie dem auch sei. An der Größe von “The Queen is Dead” ändert auch das nichts. Und deshalb beende ich die heutige Handwritten-Classics-Reihe mit einem Zitat, das die Schönheit des Albums perfekt widerspiegelt: And if a double decker bus crashes into us, to die by your side is such a heavenly way to die. And if a ten ton truck kills the both of us, to die by your side, well, the pleasure – the privilege is mine” …

Trackliste:

01. The Queen is Dead

02. Frankly, Mr. Shankly

03. I Know it’s Over

04. Never Had No One Ever

05. Cemetry Gates

06. Bigmouth Strikes Again

07. The Boy With The Thorn In His Side

08. Vicar In A Tutu

09. There’s A Light That Never Goes Out

10. Some Girls A Bigger Than Others