The Royal – Seven (Long Branch Records, 31.03.2017)

Und da sitzt nun ein Punkrock und Indiehörer an einem Metalcore-Album. Grundsätzlich halte ich mir alles offen und finde auch schnell Begeisterung für gutes Zeug aus dem Metalbereich und von überall her. Mit mir fremden Genres habe ich immer den einen Ablauf. Ich warte auf eine Autofahrt von mindestens einer Stunde und höre dann da, sehr laut, eben diese CD und wenn ich ohne völlig abgenervt zu sein die 5 Zigarette am Stück geraucht habe, ist das meistens ein gutes Zeichen. So auch mit The Royal und ihrem Album “Seven”.

Metalcore ist bei uns fast schon ein rotes Tuch geworden. So klingt doch 80-90 % dieser Bands völlig identisch und sieht auch komplett gleich aus. Gesang, Geschrei, Gesang, Tattoos, Gesang, Geschrei, Tunnel im Ohr, Gesang. So ungefähr sieht das übliche Metalcorerezept aus. Nicht aber bei The Royal! Naja, bis auf die Tunnel.

Was beim ersten Durchgang auffällt, ist das überdurchschnittlich großartige Gebrüll von Frontmann Sem Pisarahu . Nein, meine lieben Indiemädels. Gebrüll ist nicht gleich Gebrüll!Hier wird Geknüppelt, Gebrüllt und ein Haufen hymnischer Melodien gezaubert, ohne dabei in den Weichspülermodus und weichen Gesang zu verfallen. Selbst bei der süßesten Melodie, die sich aufbaut wie ein aufziehendes Gewitter und dir wie ein Orkan ins Gesicht prügelt, bleibt der Fuß auf dem Gaspedal. Druck! Das ist das Wort der Stunde!

 

 

 

Nehmen wir z.B. einen meiner Lieblingssongs “Counterculture”. Da kommt plötzlich das ruhige Pianointro und ich befürchte Schlimmstes, bevor es plötzlich losknüppelt und mir beim Autofahren Schlagzeugsolos auf dem Lenkrad rauszaubert. Das hält echt keinen Freund von lauter Musik auf dem Stuhl.

Klar haben wir hier auch die typischen Metalcorestrukturen und so superneu ist das alles nicht, aber die ambitionierten fünf Niederländer haben nicht nur unfassbar Bock auf das was sie machen, sondern so süß die Herren auch aussehen, so können sie dir ihre Leidenschaft auch um die Ohren kloppen. Großartiger und moderner Metal, mit mehr Metal als Core und mehr “Auf die Fresse” als “Einschleimerei beim Emo-Mädchen an der Ecke”. Metalcore hat bei mir nur 2 Bewertungsstufen: Is geil / Is nicht geil. Und das hier ist ziemlich geil! Für Freunde von lauter Musik auf jeden Fall mindestens eine Reinhörempfehlung!

Anspieltipps: “Counterculture” & “Seven”

 

  1. Thunder
  2. Feeding Wolves (feat.Carlo Knöpfel)
  3. Wildmind
  4. Creeds and the Vultures
  5. Counterculture
  6. Interlude
  7. Seven
  8. Life Breaker
  9. Thalassa
  10. Draining Veins
  11. Viridian
4.5