The Menzingers – Hello Exile (Epitaph, 04.10.2019)

Es ist kein großes Geheimnis, dass ich ein riesiger The Menzingers-Fan bin. Während ich die energetischen und teils noch recht rotzigen, früheren Werke „A Lesson In The Abuse Of Information Technology“ und „Chamberlain Waits“ wirklich mag, war es ihr Epitaph-Debüt „On The Impossible Past“, das mich vollständig aus den Latschen haute und das ich bis zum heutigen Tage für eines der relevantesten Punk-Alben des 21. Jahrhunderts halte.

Eine ziemliche Legacy, die die vier Jungs aus Scranton, PA da mit sich herumtragen. Schon das zweite Epitaph-Album „Rented World“ konnte nicht so sehr brillieren wie sein Vorgänger, hatte jedoch trotzdem großartige Momente zu bieten. Für „After The Party“ 2017 entschied man sich zu einer Zusammenarbeit mit Will Yip, einem meiner absoluten Lieblingsproduzenten (Pianos Become The Teeth, Citizen, mewithoutYou, Tigers Jaw). Das Ergebnis war ähnlich dem der „Rented World“; einige großartige Momente aber kein überzeugendes Gesamtbild.

Für den neuen Langspieler hat sich das Quartett aus Pennsylvania erneut mit Will Yip zusammengetan. Dementsprechend groß waren meine Erwartungen, auch wenn ich mir im Vorfeld der Realität des nicht zu 100 Prozent geglückten Vorgängers bewusst war und auch wenn mich die erste Vorab-Single „Anna“ im Juli nicht so recht überzeugen konnte. „Hello Exile“, so heißt das neue Album, fängt jedoch zunächst stark an. Der Opener „America (You’re Freaking Me Out)“ bietet einen Refrain, wie ihn die Menzingers aus dem FF beherrschen: Melodiös, hymnisch, wunderschön.

Mit „Anna“ und „High Shool Friend“ folgen dann Songs, die, anstatt mich weiter anzuheizen, eher belanglos an mir vorbeiplätschern, bis das Tempo bei „Last To Know“ noch weiter rausgenommen wird. Erst mit „Strangers Forever“, der aktuellen Single, kommt wieder Fahrt in die Geschichte. Hier blitzt sie wieder auf, die Genialität des Songwriter-Duos Barnett und May. Ich würde den Song mit zum stärksten Material der Band zählen, der den Opener sogar um ein paar Unzen zu übertrumpfen weiß.

Doch dann setzt sie ein. Die endgültige Ernüchterung von „Hello Exile“. Sämtliche folgenden Songs bis zum Closer „Farewell Youth“ sind keine schlechten Songs. Aber sie werden der Genialität und den Songwriterqualitäten der vier Scrantoner schlicht nicht gerecht. Weiter Geplätscher, weiter ein Mid-Tempo-Song nach Mid-Tempo-Song. Wer nach Abwechslung sucht, ist hier falsch. Klar, man könnte wohlwollend auch von Homogenität sprechen. Wenn Alben ‚wie aus einem Guss‘ klingen, um hier mal ganz tief in die Kiste schlechter Phrasen zu greifen, ist das prinzipiell erstmal nichts Schlechtes. Wenn der Guss aber belanglos ist, dann haben wir ein Problem.

Und genau das ist das Problem von „Hello Exile“. Zu viele Songs, die einfach nur generisch und austauschbar wirken, zwar teils poppig und schön anzuhören, sich aber auch durch nichts so wirklich auszeichnend. Das ist fast schon Middle-of-the-road-Radiomusik für die Landstraße. Das muss einfach nicht sein. Besonders nicht aus dem Hause Menzingers. Besonders zynisch ist dabei, dass ausgerechnet – oder vielmehr treffenderweise – der Titeltrack „Hello Exile“ die streckenweise Belanglosigkeit des Albums perfekt illustriert.

Ich versuche wirklich dieses Album zu mögen. Denn ich liebe The Menzingers. Ich halte sie für eine der großen Hoffnungen des Punkrocks. Aber „Hello Exile“ lässt mich am Ende leider nur enttäuscht zurück. Schnüff.

01. America (You’re Freaking Me Out)
02. Anna
03. High School Friend
04. Last To Know
05. Strangers Forever
06. Hello Exile
07. Portland
08. Strain Your Memory
09. I Can’t Stop Drinking
10. Strawberry Mansion
11. London Drugs
12. Farewell Youth

 

2.8