The Legendary Pink Dots – The Museum of Human Happiness (Metropolis – 18.03.2022)

Am 18.03.2022 ist es mal wieder soweit: The Legendary Pink Dots veröffentlichen ein neues Album. Offiziell ist es der Nachfolger vom 2019 erschienenen “Angel in the Detail”, zwischenzeitlich sind neben einigen Reissues und Sampler sowie Liveaufnahmen aber auch neue Veröffentlichungen wie “Chemical Playschool Vol 21 & 22” sowie einige X-Mas-, Halloween-Special- und Nur-Digital-Veröffentlichungen gekommen. Die ohnehin seit 1980 enorm produktive Band ist in den letzen Jahren noch produktiver, aber auch vielfältiger geworden.

Nun also “The Museum of Human Happiness”, ein weiteres (Vinyl-)Doppelalbum mit satten 12 neuen Stücken in der seit einigen Jahren konstanten Dreierbesetzung aus Edward Ka-Spel (Gesang, Tasten, Elektronik, Instrumente), Phil „The Silverman“ Knight (Electronic Devices) und Erik Drost (Gitarren).

Das Album, welches auf Grund von Corona über die digitalen Autobahnen entstand (also ohne, dass die Musiker in einem Raum gewesen wären), beginnt wie fast jedes Pink-Dots-Album mit einem furiosen Opener. Treibende und blubbernde elektronische Beats, darüber geschichtete Kyeboardspuren mit starken Wave-Anschlag und eine sehr rockig gespielte Gitarre treiben Ka-Spels typischen Gesang an. Mit “There be Monsters” kommt dann eine typische LPD-Ballade mit viel Hall, dunklen Stimmungen aber ebenso einschmeichelnden Keyboards. Psychedelisch blubbernde Elektronik und ebensolche Geräusche untermalen die stimmungsvollen Klavierklänge. Die am Ende eingefügten Perkussionen geben zusätzlichen rituellen Charme.

Hierauf folgt mit “Cloudsurfer” ein Stück mit extrem rockig eingestellter Gitarre. Diese liegt über einer straffen elektronischen Perkussion, umrandet von Pianoklängen. Ein sehr kompaktes Stück das die insgesamt stärker in den Fokus gekommene Gitarre in eine perfekte Variante des Pink-Dots-Sounds packt.

“Cruel Brittania” legt dann noch eine rockige Schippe obendrauf. Der Grundsound ist typisch LPD, eine packende Melodie verpackt in einem kompakten elektronischen Sound und, was sie ja auch immer mal wieder gern machen, unterlegt mit einem sehr modernen Beat. Dazu gibt es eine raue Rockgitarre und einen packenden psychedelischen Sound aus Elektronik und Samples. Auch dieser Track bestätigt den rockigeren Gesamtsound, der den Herren aber gut steht.

Um jetzt nicht auszuufern die nächsten Tracks im Schnelldurchgang:

“Nightingale”: Sakrale Keyboardklänge vom Silverman erinnern an frühe Pink Dots und treffen auf doomigen Gesamtsound mit psychedelischen Sound rundherum.

“Hands Face Space”: Reduzierte dunkle Silverman-Loops umkreisen die Ohren und bieten abgehobenen Spacesound.

“Coronation Street”: Hier wird man sofort an Kraftwerk erinnert, was sich nach wenigen Sekunden legt, da dann ein eher rockig angehauchter, psychedelischer Song entsteht, der an das LPD-Sideprojekt Tear Garden erinnert.

“Postcards From Home”: Eine reduzierte Ballade. Knarzende Geräusche, ein monotoner Bass und dazu erklingen neben EKS’ Stimme (vermutlich gesampelte) Bläser. Die Gitarre perlt noch schön dazu und so haben wir eine der schönsten und atmosphärischsten Balladen der Dots der letzten Jahre. Wunderbarer Postrock-Song, der den Kauf des Albums alleine rechtfertigt.

“The Girl Who Got There First”: Der vielleicht für die Dots der letzten Jahre typischste Song. Doomige Keyboards, surrende Elektronik und EKS’ typischer Gesang darüber. Das Stück changiert dann mit atmosphärischen Parts in denen die Gitarre erklingt, Perkussionen tauchen auf und der Eingangssound kehrt zurück. Einer dieser Songs aus dem andere Bands ein ganzes Album machen.

“A Stretch Beyond”: Mit Wasserrauschen beginnt diese Ballade, gefolgt von Piano und Gitarre. Sehr düster aber wunderschöne Melodie zu einer typischen EKS-Geschichte. Hier braucht es nicht viel, um atmosphärisch und packend zu sein.

“Tripping On My Nightmares”: Hier wird die ruhigere Phase erst mal wieder aufgehoben. Ein pumpender Song mit schönen Melodien. Hier trifft Artrock der letzten vier Dekaden aufeinander. Hier tauchen dann auch wieder viele skurrile, verstörende und atmosphärische Geräusche auf und das Stück wird recht hymnisch zu Ende gebracht.

Zum Abschluss führt uns “Nirvana For Zeroes” durch einen dieser Pink-Dots-Tracks die zwischen naiven Melodien, atmosphärischen Sounds aber auch Parts, die mehr aus Geräusch zu bestehen scheinen.

Nun, jeder der die Dots kennt wird sagen: also alles beim Alten. Und die Antwort lautet: ja. Alles beim Alten und das auf hohem Niveau. “The Museum of Human Happiness” ist vielleicht ein Konzeptalbum. Wenn es nicht so gemeint ist, wirkt es auf alle Fälle so. Das wird erreicht durch die erwähnten Geräusche, die eigentlich allgegenwärtig während und zwischen der Songs sind. Und Unterschiede zu den Vorgänger-Alben gibt es auch einige: so gibt es kaum, wenn nicht sogar keine Gastmusiker. Keine Streicher, bis auf die genannte Ausnahme keine Bläser und auch sonst keine erkennbar anderen Instrumente neben dem Trio. Das macht aber gar nichts sondern  ist der Grund für diesen sehr rockigen und klaren Sound.

Für mein Fazit muss ich natürlich sehr vorsichtig sein. Die letzten beiden Alben gefielen mir auf Anhieb sehr gut (und auch noch), verloren trotzdem auf Dauer ein wenig an Reiz für mich. Ich glaube, das wird hier anders sein. Der durchaus etwas neue Sound bietet unglaublich viele Details, die sich erst mit mehrfachen Hören erschließen werden. Zumindest hatte ich bisher nach jedem Hördurchgang einen anderen Favoriten.  Also: Für mich ein sehr starkes Album der alten Recken – kein Meisterwerk wie “Island of Jewels”, “Maria Dimension”, “Hallway of the Gods” oder andere, aber ein Album das definitiv in den schwer zu erklimmenden oberen Rängen des immensen Pink-Dots-Kataloges seinen Platz finden wird.

 

  1. This is The Museum
  2. There Be Monsters
  3. Cloudsurfer
  4. Cruel Brittania
  5. Nightingale
  6. Hands Face Space
  7. Coronation Street
  8. Postcards From Home
  9. The Girl Who Got There First
  10. A Stretch Beyond
  11. Tripping On My Nightmares
  12. Nirvana For Zeroes 

    https://legendarypinkdots1.bandcamp.com/
    https://legendarypinkdots1.bandcamp.com/album/the-museum-of-human-happiness
    https://www.discogs.com/de/artist/26205-The-Legendary-Pink-Dots
    www.legendarypinkdots.org
    www.cloud-zero.org

4.6