The Jesus And Mary Chain – Damage & Joy (Warner Music, 24.03.2017)

Hui, wer hätte das gedacht. Zehn Jahre nach ihrer Reunion wagen es die fast schon legendären Indierocker The Jesus And Mary Chain doch noch ein Comeback-Album auf die Welt loszulassen. Lange waren sich die Jim und William Reid nicht einig, ob sie es mit neuen Songs noch einmal wagen sollten. Vielleicht haben sie sich auch nur mal wieder zu viel gezofft, als dass was Vernünftiges rausgekommen wäre. Unter der Ägide von Killing-Joke-Bassist Youth haben sie es aber doch noch geschafft was Neues zu erschaffen.

„Damage & Joy“ enthält 53 Minuten Musik, verteilt auf 14 Songs. Und das Ganze muss sich nicht schämen den Namen The Jesus And Mary Chain tragen zu dürfen. Man kommt sich geradewegs in die frühen 90er versetzt vor, wenn der lakonische Gesang erklingt und sich über die schlurfenden Shoegaze-Sounds legt.

Stilistisch hat man sich nämlich wenig bis gar nicht verändert, seit „Munki“ 1998 erschienen ist. Noch immer gibt es kleine Popsongs mit aufblitzendem Getöse drunter zu hören, das wie eine Mischung aus 60’s-Pop und den Einstürzenden Neubauten oder wahlweise Velvet Underground klingt. Allerdings werden die Noise-Elemente dann doch wieder angenehm im Zaum gehalten. „Mehr Song als Feedback“ lautet das Motto. Und das ist heutzutage auch gut so. Alles andere hätte den mittlerweile reifen Herrn eh niemand mehr abgenommen.

Und so reiht die Brüderband eine nette Nummer an die andere, die im Großen doch Laune machen. Hin und wieder kommt sogar ein richtiger Hit heraus, wie der beschwingte Rocksong „All Things Pass“, das etwas lärmiger werdende „Get On Home“ oder das mächtig eingängige „Presedici (Et Chapaquiditch)“. Schön auch immer wieder die Harmonienummern mit weiblicher Gesangsunterstützung. Gleich drei Gastsängerinnen sorgen hier für Abwechslung. Genannt seien mal Sky Ferreira im entspannten „Black And Blues“ und „Songs For A Secret“, bei dem sich Jim Reid und Isobel Campbell die Bälle wie einst Lee und Nancy zuspielen – aber in Schuhstarrermentalität natürlich.

Nein, schämen müssen sich The Jesus And Mary Chain für diese Platte nicht. Ob man mit diesem schon fast anachronistischen Sound neue Hörer hinzugewinnen kann, ist fraglich. Aber als Altfan kann man zweifelsohne ein Ohr riskieren. Mehr als nur solide!

Trackliste:
1. Amputation
2. War On Peace
3. All Things Pass
4. Always Sad
5. Songs For A Secret
6. The Two Of Us
7. Los Feliz (Blues and Greens)
8. Mood Rider
9. Presedici (Et Chapaquiditch)
10. Get On Home
11. Facing Up To The Facts
12. Simian Split
13. Black And Blues
14. Can’t Stop The Rock

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