The Deslondes – Hurry Home (New West Records, 23.06.2017)

Die Deslondes sind keine „normale“ Band. Man sieht sich vielmehr in der Tradition von fahrenden, musikalischen Troubadouren, wandernden Folk- und Countrybarden. Und so bedienen sich die Songs der Gruppe auch der reichhaltigen Geschichte der amerikansichen Roots-Musik. Beeinflusst vom klassischen Soul, R&B, Folk, Roots-Country, Swamp-Boogie und Honky-Tonk verneigt sich die Band tief vor der Musik der Vergangenheit. Dabei klingt ihr Sound überraschend wenig altbacken, sondern regelrecht zeitlos.

Hier treffen sich gleichzeitig Johnny Cash, Gene Vincent oder Eddie Cochran zum Tanztee, während ein paar Minuten später Woody Guthrie, Hank Williams und Townes Van Zandt melancholische Weisen zum Besten geben. Immer wieder zeigen die Deslondes dabei eindringlich, dass Country früher keine peinlich missverstandene Musik für Trucker, sondern immer der Soul des weißen Mannes war. Man bereist ein Amerika das es heute so wahrscheinlich nicht mehr gibt, das aber in seiner eigenen Romantik weiterlebt. Hier allerdings nicht in verklärter Form, sondern äußerst lebendig und authentisch.

Das vor zwei Jahren veröffentliche, namenlose Debütalbum war ein spritziger Knaller mit der richtigen Balance aus beschwingten, mitreißenden Songs und wirkungsvoll gesetzten, ruhigen Momenten. „Hurry Home“ klingt nicht mehr ganz so urwüchsig, aber immer noch spannend. Mit gemächlichem Folk und entspannt atmosphärisch geht es los. Der kernige Gesang (den sich die komplette Band auf dem ganzen Album teilt) sorgt für ein wohliges Gefühl. Im weiteren Verlauf wird es mal mehr, mal weniger countrylastig. Wenn die Lapsteel jault und die Twang-Gitarre vibriert, ist man sofort wieder drin im Deslondes-Sound. Schöne Gesangsharmonien und fein ausgelegte Melodien wissen zu gefallen. Letztere könnten allerdings etwas prägnanter sein, was wohl das größte Manko der Platte ist.

Dafür klingen die Song recht abwechslungsreich. Hier mal gemütlich („She Better Be Lonely“) oder zurückhaltend und melancholisch („This Ain’t A Sad Song“), dann wieder beschwingt und schon fast altmodisch schlagerhaft und poppig („Every Well“, „Nelly“) oder auch flotter und fast archaisch Rock’n’Roll-like („Hurricane Shakedown“). Zwischendurch überrascht man mit neu hinzugewonnener Souligkeit („Hurry Home“) und einem atmosphärischen, fast schon psychedelischen Western-Sound („Many Poor Boy“).

„Hurry Home“ ist ein Album, auf das man sich etwas mehr einlassen muss, als auf seinen Vorgänger. Es springt einen nicht direkt ins Gesicht. Ein vorsichtiges Probehören kann also nicht schaden. Eine Empfehlung an sich ist die Band trotzdem.

Trackliste:
1. Muddy Water
2. One Of These Lonesome Mornings
3. This Ain’t A Sad Song
4. She Better Be Lonely
5. Every Well
6. Ribbon Creeks Collide
7. Hurry Home
8. Nelly
9. Hurricane Shakedown
10. Just In Love With You
11. Many Poor Boy
12. Beautiful Friend
13. Deja Vu And A Blue Moon

3.8