Paul Ambrusch

The Deadnotes – Rock`n`Roll Saviour (Grand Hotel Van Cleef, 21.02.2025)

Ich habe die Deadnotes das letzte Mal Mitte der 2010er Jahre live gesehen. Döser Börse in Cuxhaven. Hutkonzert. Irgendwie waren sie für mich immer die super guten Emo-Dudes. Darius Lohmüller und Jakob Walheim die sich den Arsch abspielen, immer am Ball bleiben, während alle anderen jungen Bands um sie herum zerbrechen, keine Lust mehr haben oder aber erfolgreich und dabei langweilig werden. Nicht so die Deadnotes!

Schon die Vorab-Singles wie “Reservoir” haben mich die Ohren spitzen lassen. Während gefühlt alles langweiliger wird, ziehen sich die Zwei alte Sakkos an, legen den Analog-Filter über Sound, Fotos und Videos und überraschen mit einer Retro-Poprock Version, wie ich sie haufenweise in der Plattensammlung stehen habe. Und das Verrückte ist, dass es dabei mega gut, frisch und authentisch anhört.

 

 

Große Erwartungen mit dem Albumtitel weckend, können die Deadnotes für mich alle davon erfüllen. Schließlich schaffen sie es hier mit jedem einzelnen Song, produziert übrigens in UK mit Bob Cooper, einen modernen und zeitgleich zeitlosen Sound zu schaffen. Den Spagat schaffen nur wenige. Und das ist auch der Grund, warum diese Platte mit erhobenem Haupt neben Leuten wie Tom Petty und Co. im Plattenregal stehen kann, während rein auf Trend setzende Bands weiter hinten verstauben nach ein paar Wochen.

Also spätestens bei den Bläsern in “Marlboro Man”, bei dem ich irgendwie an Robert Palmer denken muss,  fürchte ich jeden Moment Chevy Chase oder Ferrris Bueller um die Ecke kommen zu sehen. Selbst eine College-Rock Nummer wie “Dumb Style”, die im Titel sogar nach Pop-Punk klingt, wirkt wie der gute Teil der 80er.

Auch ein hymnisches “The Soundtrack of our Lives” reiht sich ein und besingt mit einer Träne im Knopfloch genau diese Konzerte, wie sie 2016 in der Döser Börse gelaufen sind. Wenn man das alles durch hat und am Ende sowas dieses Album dabei raus kommt, ist dieser Song das akustisch wahrnehmbare “halbvolle Glas” für mich.

 

we’re just young punks, drunk in love

sharing these lines

just the two of us tonight

dancing to the soundtrack of our lives

 

In “Joline (I’m in love with a superstar)” drehen die Deadnotes dann die Perspektive des Dolly Parton Songs einfach um und erzählen die Geschichte aus der Perspektive gegenüber quasi, was es zu einem leicht verzweifelten Fiebertraum macht, der auf den Zuhörer wie der Anfang einer Stalkergeschichte klingen könnte. Das dann verpackt in einem lockeren Fußwipper, der im Refrain absolut Hitpotential hat, muss man erstmal hinkriegen. Großes Kino!

 

Abschließend bleibt mir einfach nur eine Kaufempfehlung! Passend zum Sound sollte man dieses Stück auf Platten haben. Auf Tape im Autoradio würde auch gehen. Hören. Mitsingen. Auf Konzerte der Band gehen und die Leidenschaft, die zwei so junge Typen schon soviele Jahre antreibt, live erleben.

 

 

 

  1. December 31st
  2. Jesus Christ! (I’m Sick and Tired of Falling in Love)
  3. American Sightseer
  4. Show Me What Love is
  5. The Soundtrack of Our Lives
  6. Jolene (I’m In Love With a Superstar)
  7. Dumb Style
  8. Marlboro Man
  9. Reservoir
  10. Texas On My Mind

 

Fotocredit: Paul Ambrusch

 

Liveshows

14.03. Freiburg, Flight 13 (Acoustic Set)
15.03. Freiburg, The Great Räng Teng Teng (Release-Show)
18.03. Frankfurt, Ponyhof
19.03. Köln, Helios 37
20.03. Oberhausen, Druckluft
21.03. Berlin, Monarch
22.03. Langenberg, KGB
22.11. Freiburg, Waldsee

4.9