The Blue Poets – All It Takes (Triple Coil Music, 13.09.2019)

Ja, das ist es! The Blue Poets um Errorhead-Gitarrist Marcus Deml scheinen sich jetzt wirklich gefunden zu haben. Das selbstbetitelte Debütalbum war eine gute Auftaktveranstaltung mit etwas Luft nach oben, das Livealbum „Live Power“ zeigte das internationale Quartett erst so richtig lebendig und das rettete man wohl in sein zweites Studiowerk „All It Takes“.

Neun neue Songs, neun Eigengewächse, neun Nummern voller Power, Gefühl und Leidenschaft. Hier sind nicht mehr vier Musiker auf der Suche nach einem harmonischen Gleichklang am Werk, sondern eine echte, zusammengeschweißte Einheit. Und das lässt „All It Takes“ noch mehr glänzen. Während die Rhythmusgruppe mit Schmackes und viel Groove ihr Werk verrichtet, sind die Stars allerdings Sänger Gordon Grey und Gitarrist Deml. Grey röhrt mittlerweile mit einer Inbrunst, die mitreißt. Auf der anderen Seite, gerade in den Balladen, kann er genauso einfühlsam oder melancholisch sein.

In der selben Kerbe schlägt Marcus Deml äußerst effektvoll raue Töne an, nur um eine Sekunde später wieder unheimlich lässig und sahnig zu klingen. Hier hat er gegenüber seinem Vorbild Gary Moore eindeutig die Nase vorn und man wundert sich nicht, dass er als einer der besten deutschen Gitarristen überhaupt angesehen wird. Spektakulärer Spielstil. Aber gerade so, dass es nicht angeberhaft wirkt.

Stilistisch wandeln die Blue Poets nach wie vor zwischen deftigem Blues und Classic Rock. Die Grenzen dazwischen verschwimmen aber immer mehr und die Songs greifen schön ineinander. Da wären zum Beispiel die unheimlich massiven und doch coolen Rocksongs wie das stampfende „Could Have Lived“ oder „Bad News“, die auch mal richtig angriffslustig, wie bei „Cyber Love“, klingen können. Etwas lässiger swingend sind dagegen „Angry Man“ oder „Been Here Tool Long“.

Besonders beeindruckend sind aber die zurückhaltenden bis dunklen Momente – sprich die beiden überlangen Stücke „All It Takes“ und „Crawling“. Während ersteres zuerst noch staubig und zurückhaltend wirkt, wird die fein glimmende Nummer mit Hang zur großen Melancholie zwischendurch auch mal richtig bösartig und versöhnt einen dann mit leidendem Refrain und einem großen Gitarrensolo. „Crawling“ ist dagegen eine fast schon klassische und düstere Blues-Ballade wie aus dem Lehrbuch.

Mit der zurückhaltend instrumentierten Ballade „The Day“ endet dann ein großartiges Album. Eine wirkliche Mannschaftsleistung einer starken Band. Ich bin beeindruckt!

 

Trackliste:
1. Angry Man
2. Could have lived
3. All it takes
4. Crawling
5. Been here too long
6. Bad News
7. Mind your own business
8. Cyber Love
9. The day

 

4.5