The Antikaroshi – L’inertie Polaire (Exile On Mainstream Records, 31.05.2024)

Hach ja, The Antikaroshi, dieses herrlich freakige Trio aus dem Raum Potsdam. Da hört man meistens jahrelang recht wenig von ihnen, wenn man sich nicht gerade in der örtlichen Indie-Szene bewegt, und dann hat man da auf einmal wieder ein neues Album von ihren auf dem Tisch liegen. Keine große Vorankündigung, keine große Promotion. Eben so, wie die Band auch ist. Fliegt immer etwas unter dem Radar und plötzlich macht es wumms.

Und das eben ziemlich eigenwillig und mit niemanden sonst wirklich vergleichbar. Schon ganze 18 Jahre lang geht das so. Komplett indie, nur mit Hilfe vom Kanzler und seinem Feinschmeckerlabel Exile On Mainstream Records (von hier nochmals Glückwunsch zu 25 Jahre Firmengeschichte!) in die Umlaufbahn geschossen.

„L’inertie Polair“ ist das sechste Album der drei Herren und nicht viel weniger spannend als seine fünf Vorgänger. Dabei macht man im Kern immer dasselbe. Aber ist das ein Fehler, wenn das Endprodukt stets recht einzigartig ist? Nein, natürlich nicht! Im Gegensatz zum Vorgänger „Extract.Transform.Debase“ steckt in dem Album vielleicht etwas weniger Postrock, dafür mehr der zupackenden DC-Schule, was sich in einigen recht ruppigen Passagen bemerkbar macht. Gerade im vom punkigen Charme durchzogenen „Shiny White Teeth“. Gangshouts und straightes Songwriting sind für Antikaroshi-Verhältnisse geradezu progressiv, wandelt man doch sonst in wesentlich verspielteren Sphären und lässt sich gerne treiben. Aber hier musste wohl einiges raus das sich angestaut hat.

„Sticky Hands“ und das verhältnismäßig eingängige „Major Light“ geben sich überraschend eingängig und grooven wie Hölle. Aber das ist nur die eine Seite der Band, welche auf „L’inertie Polaire“ etwas stärker als sonst betont wird. Ansonsten erforscht man auch weiterhin so manchen Winkel des Bewusstseins und vermengt auf natürliche Art und Weise Einflüsse aus Noise, Postrock, Jazz und Electronica und verpackt diese in spannende, fließende Stücke, wie sie es nur diese Band zu spielen vermag.

Songs wie „Gravity“, „Lost In Compassion“, „Authority“ oder „Tang Ping“ – hier ist die Begeisterung besonders groß, an manchen Stellen hat man aber auch kleine Fragezeichen auf der Stirn („Homohominilupus“, „Doxa“). Aber das ist vielleicht auch nur der persönlichen Erwartungshaltung geschuldet. Eine kleine Herausforderung kann zwischendurch ja auch nicht schaden…

 

Trackliste:
1. Gravity
2. Homohominilupus
3. Doxa
4. Lost In Compassion
5. Shiny White Teeth
6. Sticky Hands
7. Thousand Lakes
8. Authority
9. Major Light
10. Tang Ping

 

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