“A monolith´s dream” ist, wenn ich das richtig gelesen habe, das dritte vollwertige Album des „Experimental-Jazz“-Trios Teleport Collective aus Wien. Warum ich das „Experimental-Jazz“ in Anführungszeichen gesetzt habe, klären wir im Folgenden.
Für das Album hat sich der Dreier ein eher schweres Thema ausgesucht. Teil 1 (LP 1) befasst sich mit einer post-apokalyptischen Welt, in der Menschen überflüssig geworden sind oder gar nicht mehr wirklich existieren.
Teil 2 (LP 2) beschäftigt sich hingegen mit einer konsumgierigen Zivilisation, welche mit ihrem Drang nach mehr durch die stetige Produktion der gewünschten Güter die Welt zerstört und somit vermutlich in die verwandelt, die in Teil 1 beschrieben wird. Wem es bei diesen Beschreibungen ein wenig gruselt, ob der leider insbesondere aktuellen Bezüge der Themen, dem geht es wie mir.
Wer nun jedoch aufgrund der Themen und der musikalischen Herkunft der Musiker (Jazz/Contemporary Jazz) einen dunklen, kakophonischen Sound erwartet, wir zumindest teilweise genauso überrascht sein wie ich.
Die apokalyptische Welt in Teil 1 wird in der rein instrumentalen (bis auf ein paar Spracheinsätze), jedenfalls in keiner Weise düster und kalt in Klang gefasst. Die (laut Info) über vorliegenden Grundkompositionen improvisierten Stücke bieten als Kern einen eher relaxten und ansprechenden Jazzsound. Dieser wird begleitet von einem synthetisch erzeugten Popgewand, das mich sehr an den 70er/80er-Jahre Elektrosound erinnert.
Viele Stücke erinnern mich an die jazzigeren Songs eines Prince. Natürlich fehlen hier die Grooves von Mr. Purple Rain, aber die Musik geht gut beschwingt von Bass und Schlagzeug voran. Auch fallen mir tatsächlich einige Ähnlichkeiten zu Yes der 70er Jahre auf, was den Aufbau der Stücke, aber natürlich nicht die Instrumentierung betrifft. Und der Retro-80er-Jahre-Sound wird mit modernen Möglichkeiten so richtig fein umgesetzt und macht richtig Freude beim Hören. Man könnte förmlich meinen, dass die Österreicher mit diesem Teil die Befreiung der Erde von dem Parasiten „Mensch“ feiert und ein sich regenerierendes Paradies feiert.
Auch die Thematik von Teil 2 wird, zumindest für mich, anders umgesetzt, als ich es erwartet hätte. „Mother Engine“ klingt noch irgendwie metallisch, doomig und ein wenig wie ich es erwartet hätte, doch schon das Folgende „Elektrometeor“ mit seiner Mischung aus ganz frühen Kraftwerk der Jahre 74 – 77, sowie groovenden Jazz und mit spacigen Sounds treibt es mich eher positiv voran. Aber es symbolisiert vielleicht die Jagd nach dem erfüllten (Kommerz-)Leben, das wir ja irgendwie alle so führen. Ein großartiges Stück das experimentelle Klänge, Nostalgie und flotte Popmusik wirklich kongenial zusammenfügt.
Auch das erste Stück der letzten Seite des Doppelalbums bietet angenehme, spacige und jazzig angehauchte Musik mit viel Atmosphäre. Schwebende Passagen (wieder diese Yes-/Genesis-Anklänge). Kleine Contemporary-Jazzanflüge würzen das Ganze und die soundtrackartige Atmosphäre bleibt bestehen.
Das Folgende hingegen entwickelt sich mit psychedelischem Doomsound, dem treibenden Bass und Schlagzeug tatsächlich in das Inferno, in welches der stete Konsum die Zivilisation letztlich treibt. Zum Ausklang gibt es dann noch eine weitere Mischung aus proggigen Ansatz und fröhlichem Jazz und ein sehr kurzes, kakophonisches Stück.
Auch wenn die Musik so völlig anders ist, als ich nach der Beschreibung erwartet hätte, finde ich das rund und treffend. Und musikalisch ist das hier ein fantastisches Werk für Musikfreunde mit offenen Ohren für teilweise ungewöhnliche Mischungen. Und der insgesamt sehr poppige Sound macht hier das Eintauschen in ungewöhnliches sehr leicht. Klasse Album.
- Headquarter Theme
- A Monolith’s Dream
- Skeleton Dance
- Earth Tape
- Fata Macchina
- Dawn
- Mother Engine
- Elektrometeor
- Constant Buzz
- Red Steam
- Lost In Fuel City
- Doom
https://teleportcollective.bandcamp.com/album/a-monoliths-dream
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