Mit einem neuen Album von Sweet war nicht unbedingt zu rechnen. Umso schöner ist es, dass sie in der aktuellen Besetzung eine neue Scheibe eingespielt haben. Die Band wird im Booklet der CD als Zeichentrickfiguren dargestellt. Das Ganze ist eine gelungene Hommage an das Album „Strung Up“. Die Truppe hat mit Sänger Paul Manzi, Bassist Lee Small und Keyboarder und Gitarrist Tom Cory eine gehörige Frischzellenkur verpasst bekommen. Die sympathischen Musiker passen perfekt zu den beiden altgedienten Recken Andy Scott und Bruce Bisland. Von deren Live-Qualitäten habe ich mich letztes Jahr im Nürnberger Hirsch überzeugt. Diese Besetzung ist sehenswert!
Der Beginn von „Circus“ klingt ein bisschen nach „Action“, die Backing-Vocals sind typisch Sweet. Soundmäßig haben die beiden Produzenten Andy Scott und Tom Cory alles richtig gemacht. Die Songs klingen zeitgemäß, äußerst stimmig und kraftvoll. Die meisten Stücke könnten auch live gut funktionieren. Vor allem „Don’t Bring Me Water“ oder das hervorragende „Burning Like A Falling Star“ passen perfekt für die Bühne und fürs Rock-Radio. Hier kommt mein großer Apell an die Sender, die tagein, tagaus „Fox On The Run“ oder „Wig Wam Bam“ bringen. Hier gibt es neuen Stoff einer Rock-Legende, der toll klingt. Bitte auflegen!
„Changes“ wird von Scott gesungen, der hier eine tolle Leistung abliefert. „Everything“ ist für mich eines der Highlights der vorliegenden Scheibe. Soundmäßig vom Allerfeinsten macht das Stück förmlich süchtig. Zugegeben wurde es schon 2002 auf der Scheibe „Sweetlife“ veröffentlicht. Umso schöner, dass der Song wieder auf der Bildfläche erscheint und davor bewahrt wird, in Vergessenheit zu geraten.
Sweet haben in Deutschland auf dem Livesektor seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert und eine äußerst treue Fangemeinde. Das weiß auch die Band und spendiert mit dem schmissigen „Destination Hannover“ eine musikalische Verbeugung vor ihren deutschen Fans mit lustigem Text. Hier klingen die Background-Chöre am meisten nach den alten Sweet. „Defender“ bedient sich gerade am Anfang bei Journeys „Don’t Stop Believin“, geht dann jedoch in eine völlig andere Richtung.
Das Titelstück „Full Circle“ beschließt das packende Album. Hier spricht Scott am Schluss ein paar Worte, die symptomatisch für die Geschichte von Sweet stehen können. Große Worte eines authentischen und einflussreichen Musikers!
“Full Circle” – der Kreis schließt sich am Ende einer bewegten Karriere von Sweet. Andy Scott hat es geschafft, ein starkes und mit vielen tollenMelodien voll gepacktes Album zu veröffentlichen, das von der ersten bis zur letzten Sekunde bestens unterhält. Was natürlich klar ist: Mit den Sweet aus der Anfangszeit oder zu „Desolation Boulevard“ kann diese Band nicht mehr verglichen werden. Dazu sind zu viele Jahre ins Land gezogen. Und das ist auch gut so! Die Musiker versuchen erst gar nicht, Altes aufzuwärmen oder Musik am Reißbrett zu entwickeln.
Mit viel Respekt vor der eigenen Legende komponieren sie lebendige Stücke mit Unterhaltungswert und hohem musikalischen Niveau und hieven damit The Sweet gekonnt ins Jahr 2024.
Und die Tourdaten stehen auch schon fest: https://www.thesweet.com/Dates/. Vielleicht die letzte Möglichkeit, Sweet noch einmal live zu sehen. Es lohnt sich!
Trackliste:
1. Circus
2. Don’t Bring Me Water
3. Burning Like A Falling Star
4. Changes
5. Everything
6. Destination Hannover
7. Rising Up
8. Fire In My Heart
9. Defender
10. Coming Home
11. Full Circle