Svalbard – One Day All This Will End (Holy Roar Records/ Alive, 25.09.15)

Hardcore aus Britannien.

Da fällt einem spontan natürlich die Szeneprominenz More Than Life aus Brighton ein, auch wenn es auf der Insel natürlich noch die eine oder andere Formation gibt, die sich dem modernen Hardcore verschrieben hat. Aber ziemlich egal ob Bands wie Departures, Goodtime Boys, Up River oder eben More Than Life, irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass britische Hardcore Bands ihren ganz eigenen Sound fahren.

Svalbard aus Bristol sind da keine Ausnahme. Die junge Band, die nun mit „One Day All This Will End“ ihr Debütalbum auf Holy Roar/ Alive vorlegen, reihen sich mühelos in die Gesellschaft ihrer Genrekollegen aus dem UK ein. Das Rezept ist dabei ähnlich wie bei More Than Life, Departures oder Goodtime Boys: Eine Kombination von schnellen Skatepunk-Passagen, wie man sie aus dem Melodycore der 90er-Jahre kennt, verflucht angepisstem Geschrei und nicht zuletzt sehr melodischen Gitarrenparts.

Alles das beherrschen Svalbard ziemlich gut. Wirklich Leben tut die Band meinem Gefühl nach aber von der Atmosphäre ihrer Songs. Mit Delay und Reverb wird in der Gitarrensektion nicht gespart. Wenn nicht gerade eine schön harmonische Melodie die verzweifelten Screams unterlegt, werden breite, ebenso schön harmonische Flächen produziert, die an die verträumten, weiten Klanglandschaften einschlägiger Post-Rock-Bands erinnern. Zu diesem Zweck legt das Schlagzeug auch gerne mal einen langsameren Gang ein und gibt dem weiten Sound der Gitarren Raum, sich zu entfalten, jedoch ohne dabei in den Hintergrund zu weichen.

Das Wechselspiel sehr tight gespielter, zügiger Passagen und ihrer atmosphärischen Gegenparts bieten die Bristoler auf vielen Stücken an. Das sorgt für Kurzweil. Hinzu kommen dann einige interessante Stellen, wie das Intro des langsamen, am ehesten an das Post-Rock-Genre erinnernde „The Vanishing Point“, das nicht zuletzt durch Serena Cherry’s geisterhaften Gesang ein wenig an Code Orange (Kids) erinnert. Das Konzept wird dann in „Unrequited“ nochmal kurz aufgegriffen.Ansonsten bestimmt verzweifelter und zugleich wütender Schreigesang das Bild, wie man ihn auch von den Labelkollegen More Than Life gewöhnt ist. Gerne auch aus voller Kehle über ruhigere Instrumentalpassagen.

Screaming meets Atmosphere eben. Neu ist das 2015 nicht mehr, was aber nicht grundsätzlich schlecht sein muss. Im Falle von Svalbard schonmal garnicht. Denn das was, und viel wichtiger: wie sie es dann machen überzeugt mit durchdachtem Songwriting, einem Händchen für die richtigen Melodien und wirkungsvollen Klangflächen. Wer mit dem Konzept der Screamatmospheres etwas anfangen kann, der wird sich hier wunderbar aufgehoben fühlen. Ich tue es in jedem Fall.

4.6