„Made In Japan“, „No Sleep ‘Til Hammersmith“, „Roseland NYC Live”, „Live At Leeds”, „Tokyo Tapes”, „Live At Wembley”, „At The Fillmore East”… das sind doch mal wohlklinge Namen von regelrecht legendären Livealben mit weltmännischem Anspruch. Dagegen stinkt „Live in Rüsselsheim“ rein vom Titel her mit seinem fast schon provinziellen Charme ab. Aber das passt wiederum zur bescheiden rüberkommenden Band, die stets lieber die Musik sprechen lässt und von übertriebenen Imagedingen die Finger lässt. Und am Ende kommt es schließlich auf den Inhalt an und der ist hier (erwartungsgemäß) grandios!
„A Song For The Homeless“ wurde am 28. März 2019 im „Das Rind” in Rüsselsheim aufgezeichnet und enthält elf Songs („Time And Time Again” ist nur ein Intro). Dass das damals aktuelle Album „La Muerta“ mit vier Titeln besonders bedacht wurde, ist klar. Da man ansonsten lauter kleine Highlights aus dem restlichen Backkatalog zusammengetragen hat, geht das Livealbum glatt als „Best Of“ von Subsignal durch. Denn: no fillers, just killers!
Und das im authentischen Sound. Wunderbar abgemischt und doch ohne Hochglanztricks erhält man ein feines (Klang-)Bild, wie das Quintett auf der Bühne wirkt. Übertriebenen Publikumsjubel bekommt man ebenfalls nicht vorgesetzt, es handelt sich schließlich um eine Club- und keine Stadion-Show. Trotzdem kommt die aufgeladene Stimmung gut rüber, die sich genauso bedächtig aufbaut, wie ein Subsignal-Song.
Und hört man sich das Album an, merkt man wieder, was für eine tolle Mischung Subsignal servieren. Man nahm den proglastigen Sound der späten (Vorgängerband) Sieges Even mit, präsentiert sich aber weniger metallisch, dafür mit einer umso stärkeren AOR-Schlagseite mit bisweilen angenehm poppig eingängigen Gesangslinien, stets mit einer Grundmelancholie im emotionalen Gesang von Arno Menses vorgetragen und trotz des musikalischen Anspruchs mit komplexen Arrangements immer angenehm leichtgängig präsentiert.
Damit spricht man viel mehr als nur elitäres Prog-Publikum an – vom „Anspruchshörer“ bis zum Melodienliebhaber. Melodiöse Wunderwerke wie das atmosphärisch aufbauende „The Sea“, der knackige Melodic-Rocker „The Bells Of Lyonesse“, das heavy groovende „Paraiso“, das Hit-trächtige „Even Though The Stars Don’t Shine“ oder das den Hörer einwickelnde „Paradigm“ sind große Klangkunst.
„A Song For The Homeless (Live in Rüsselsheim 2019)” ist somit eine rundum gelungene Sache einer perfekt eingespielten, allürenfreien Band und gerade in Livekonzert-freien Zeiten umso einnehmender also an sich schon!
Trackliste:
1. Touchstones
2. Ashes Of Summer
3. The Bells Of Lyonesse
4. The Sea
5. Walking with Ghosts
6. Even Though The Stars Don’t Shine
7. The Passage / Drum Solo
8. La Muerta
9. My Sanctuary
10. Time And Again
11. Paraiso
12. Paradigm
Photo-Credit: Andre Wilms