Steve ‘N’ Seagulls – Brothers In Farms (Spinefarm Records, 09.09.2016)

Steve ‘N‘ Seagulls (wer dieses Wortspiel versteht darf sich natürlich setzen und einen Lolli nehmen) sind ein weiteres dieser YouTube-Phänomene, die mit eigenwilligen Coverversionen Aufsehen erregt haben. Das Konzept hier: Man nehme Allgemeingut aus dem Hardrock- und Metalbereich, transferiere dieses mit Akustikgitarre, Banjo, Akkordeon, Kontrabass und Schlagzeug in einen Bluegrass-Sound und verkleide sich dazu als amerikanische Hillbillys, um es lustiger wirken zu lassen.

So weit, so gut. Wer sich dabei an Hayseed Dixie erinnert fühlt, der liegt nicht ganz verkehrt. Allerdings sind Steve ‘N‘ Seagulls Finnen, was das Ganze skurriler wirken lässt. Wobei solch dezente Skurrilitäten ohne den dazugehörigen optischen Eindruck etwas relativiert werden. Das ist auch hier der Fall. Was bleibt, sind lässig interpretierte Rock- und Metalklassiker, die besonders auf der nächsten Party für den einen oder anderen Grinser sorgen dürften. Vor allem instrumental lässt das Quintett nichts anbrennen. Der Gesang ist allerdings überraschend weich, weniger kernig-cool. Und man ist ein großer Freund von angenehmen Gesangsharmonien.

„Brothers in Farms“ ist bereits das zweite Album der Band, die ihre Schiene hier gnadenlos weiterfährt. Aber halt, eine Veränderung gibt es. Mit „Fill Up The Tank“ gibt es sogar ein Eigengewächs. Klingt wie akustischer Hardrock. Nicht besonders spektakulär zwar, das Ding kann hier aber einigermaßen gegen Songs von gestandenen Truppen wie Guns ‘N Roses, AC/DC, Nightwish, Foo Fighters, Gary Moore, Metallica, Megadeth oder Iron Maiden bestehen.

Das ist alles ganz nett und unterhaltsam gemacht. „Whishmaster“ (Nightwish) kommt mit seiner lockeren Folk-Strophe und dem aufwühlenden Refrain ganz gut, die Countryversion von AC/DCs „It’s A Long Way To The Top“ hat was, „Symphony Of Destruction“ (Megadeth) funktioniert akustisch überraschend fein, genauso wie Deep Purples „Burn“, das eben von seinem Hauptriff liebt. Auch nett: „Out In The Fields“ (Gary Moore), das sich zwischen absolutem Durchdrehen und großer Harmonie bewegt.

Die Auswahl der Songs geht fast ein wenig zu sehr auf Nummer sicher („Born To Be Wild“? Also bitte!). Auch hätte man sich etwas mehr landestypisches Kolorit gewünscht, wie es bei den Songs des Debüts noch öfter der Fall war. Am Ende klingen Steve ‘n‘ Seagulls wie eine Rockband mit einem melodischem Sänger, die einen auf Bluegrass macht – oder sollte man eher Akustikrock sagen? Vielleicht nicht immer besonders elegant oder originell, aber zumindest irgendwie doch ganz unterhaltsam.

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Trackliste:
1. Aces High
2. Sad But True
3. Wishmaster
4. It’s A Long Way To The Top (If You Wanna Rock’n’Roll)
5. You Could Be Mine
6. November Rain
7. In Bloom
8. Symphony Of Destruction
9. Fill Up The Tank
10. Burn
11. The Pretender
12. Self Esteem
13. Out In The Fields
14. Born To Be Wild

3.5