Stefan Dettl – Soultrain (Sony Music, 18.03.2016)

Bayern hat nicht nur Lederhosen, Bier, Leberkäs und die CSU zu bieten, sondern auch eine äußerst lebendige und erfrischende Musikszene. Und eine ihrer bekanntesten und beliebtesten Protagonisten ist die wilde, für ihre energiereichen Liveshows bekannte Bläsergruppe LaBrassBanda um ihren Frontmann Stefan Dettl.

Der umtriebige Chiemgauer tourt aber nicht nur damit um die Welt, sondern seit einiger Zeit auch alleine. Zwei Soloalben gehen bereits auf sein Konto, bei denen er die Trompete gegen eine Gitarre eintauscht und lockere Pop-Rock-Songs zum Besten gibt. Doch mit Album Nr. 3 – der Titel verrät es bereits – betritt Stefan Dettl musikalisches Neuland. Altmodischer Soul ist auf „Soultrain“ angesagt. „In New York oder New Orleans in einem kleinen Soulclub zu spielen – und nicht rauszufliegen, das wäre das Ziel“, sagte der Musiker im Vorfeld. Und herrje, das dürfte ihm hiermit tatsächlich gelingen!

Es spricht für die Klasse des weltoffenen, virtuosen Vollblutmusikers, dass er sich mit diesem Projekt nicht auf die Schnauze legt. Denn „Soultrain“ ist ziemlich gut geworden. Zwar singt Stefan die meisten seiner Texte weiterhin auf Bairisch, kombiniert aber immer wieder Englisch und seine Heimatsprache, so dass seine Herkunft irgendwann gar keine Rolle mehr spielt. Ob New Orleans, London, Moskau oder Berlin – das würde überall funktionieren.

„Soultrain“ klingt tatsächlich als hätte sich der Chiemgauer in einem rauchigen Kellerclub der 60er mit ein paar alt gedienten Haudegen eingefunden, um gemeinsam lässige Soulnummern zu zocken. Man lässt es laufen. Da ein paar funky Rhythmen, hier ein bluesiges Gitarrensolo oder auch mal ein Hauch von Fusion. Ein guter Flow, viel Geschmeidigkeit, feine Bläsersektionen, Orgel, E-Gitarre, eine mal federnd, dann wieder schwer unter Dampf groovende Rhythmusgruppe plus Dettls Stimme, der neben seinem bekannten Sprech-Sing-Sang immer wieder großes Feingefühl beweist – fertig ist das Ganze. Wenn der Soultrain losrollt möchte man einfach mitfahren.

Die Platte lebt dabei nicht bloß vom Charme Dettls, sondern auch von der tollen Musikalität. Hier sind hörbar Könner am Werk, die zusammen abwechslungsreiche Songs mit viel Leidenschaft spielen. Ob smooth schiebend („Superman“), mit jeder Menge Spiellaune anschiebend („Trachtenbua“), auch mal melancholisch („The One“) und sehnsuchtsvoll („I don’t need your love“) oder einfach äußerst geschmeidig („Glücklich“) – langweilig wird es nicht.

Zusammenfassend: ein cool-lässiger und urbaner Sound mit einer kleinen bayerischen Note. Sehr fein!

Stefan Dettl - Soultrain

Trackliste:
1. Superman
2. Soultrain
3. The One
4. Bester Freind
5. Lonely Boy
6. Baby
7. Trachtenbua
8. Tanzbär
9. Glücklich
10. Oktober
11. I Don’t Need Your Love
12. Khao Phad Gai

4.7