Das Album „That Moment“ des belgisch/holländischen Projekts Sopa Boba basiert auf einer Novelle des moldawischen Autors Nicola Esinescu. Diese wiederum basiert auf einer wahren Begebenheit. Die Geschichte des ersten Stücks „That sweet Moment“ von dem Vater, der seinem Sohn mit einer Axt die Finger abschlägt ist tatsächlich passiert. Darauf aufbauend wird ein erschreckendes Bild unserer Gesellschaft gezeichnet, in der scheinbar alles käuflich ist und nur der Erfolg, wie auch immer dieser errungen wurde, zählt.
Dieser schwere Stoff wurde nun musikalisch in erster Linie von Pavel Tchikov, der gerade erst vor zwei Jahren mit dem fantastischen Debüt Album der Band Ogives auf sich aufmerksam gemacht hat, umgesetzt. Für die Umsetzung holte sich Tchikov, der selber die Elektronik übernommen hat, ein Streichquartett, eine Solo-Violine und einen zusätzlichen Elektroniker und Synthesizer hinzu. Stimmlich wird dieses morbide Werk von der prägnanten Stimme von G.W. Sok getragen, den man von Oiseaux-Tempete und The Ex kennt.
Die ersten Klänge sind dementsprechend elektronisch generiert und die Soundschleifen kreieren zunächst einmal die düstere Grundstimmung, welche auch im Folgenden beibehalten wird. Schwere Downbeats treiben das Stück voran, bis die mahnende Stimme im Sprechgesang beginnt die Geschichte zu erzählen. Und dann setzt an den passenden Stellen das Streichquartett ein und gibt dem Hörer den emotionalen Rest. Das, was hier klanglich geliefert wird, ist in Musik transformierte Gefühle. Verzweiflung, Angst, Wut.
Zerfaserte elektronische Beats und knarzende Soundschleifen starten dann das folgende „That beautiful Moment“. Die Beats sammeln und formieren sich dann langsam, nachdem die erzählende Stimme schon eingesetzt hat. Es flirren den Hörer elektronische Sounds aus allen möglichen Richtungen entgegen und das Klangbild scheint in eine schmerzende Euphorie zu eskalieren, bis das Tempo rausgenommen wird und die erlösenden, bitterschönen Streicher einsetzen.
„That Perfect Moment“ arbeitet dann mit sehr klaren, aber auch aggressiven Beats. Darüber liegen sehr intensive Streicherklänge und das Stück führt den Hörer über langsame, melancholische Phasen in perkussive exotistische Momente. Hier wird das an sich permanent vorhandene Spiel der Emotionen in knapp sechs Minuten komprimiert und sehr intensiv präsentiert. „That Epic Moment“ stellt sich dann dem Titel entsprechend sehr episch da. Ein kompakter elektronischer Untergrund aus Beats und Sounds, volle Synthesizerspuren und durchaus vorhandene Progrockspuren (vom Aufbau her) liefern den perfekten Boden für die ergreifenden Streichersequenzen.
Natürlich könnte ich auch die folgenden Titewl noch beschreiben, die dem selben Schma folgen und von Stück zu Stück ergreifender und aufwühlender werden, aber letztlich kann man dieses Stück moderner Klassik gar nicht wirklich beschreiben. Für mein Verständnis werden die Worte hier kongenial in die richtigen Klänge transformiert und so ist ein bündiges, spannendes und bedrückendes, sehr gefühlvolles Konzeptalbum entstanden das nur ein kleines Problem hat: leider gehen die Stücke nicht ineinander über, das hätte meiner Meinung ein noch intensiveres Hörerlebnis geboten.
„That Moment“ ist für mich ein weiters Meisterwerk der experimentellen Rock-/Neoklassik-/ elektronischen Musik mit spannenden Kompositionen, die musikalisch hervorragend umgesetzt wurden. Die durchaus relevanten Texte wurden hervorragend musikalisch übersetzt und das klanglich herausragend in Szene gesetzte Werk wird dem Hörer immer und immer wieder neue Facetten liefern.
- That Sweet Moment
- That Beautiful Moment
- That Perfect Moment
- That Epic Moment
- That Glee Moment
- That Catholic Moment
- That Magical Moment
https://sopaboba.bandcamp.com/album/that-moment