Nach über drei Jahrzehnten Bandgeschichte müssen sich die Isländer Sólstafir wohl nichts mehr beweisen. Man spielt einfach nur mehr das, auf was man Bock hat. Wenn das einen klanglichen Blick zurück beinhaltet: auch gut. Und so ist „Hin Helga Kvöl“ ein Album, welches nostalgische Referenzen genauso zulässt, wie vielleicht einen Blick nach vorne.
Ein textliches Konzept, anders als noch beim Vorgänger „Endless Twilight Of Codependant Love“, gibt liegt dem neuesten Streich nicht zu Grunde, auch wenn der Albumtitel (übersetzt „die heilige Qual“) in diese Richtung deutet. Doch waren der Tod und Leid ständige Begleiter in der Musik von Sólstafir, so dass sich der neueste Streich auch gut in diese Tradition einfügt.
Trotz seines verbreiteten Schönklangs ist „Hin Helga Kvöl“ ein recht rauer Erlebnis, welches direkt auf die Gefühlsebene zielt. Mit „Hún Andar“ geht es zwar bedächtig los, entwickelt alsbald aber einen ziemlichen, düsteren Sog, der auch immer wieder in äußerst dunkle Abgründe taucht. Der Titeltrack überrascht sogar mit einem rasenden Black-Metal-Ausbruch. Mit „Nú Mun Ljósið Deyja“ setzt man das sogar fort, kombiniert den schwarzmetallischen Ansatz aber mit Schrammelgitarren und erzeugt dadurch eine interessante Stimmung.
Das Quartett schafft es wieder mit latent postrockigen, atmosphärischen Stücken mitzunehmen. Zum Beispiel mit dem überlangen, emotionalen „Sálumessa“. Aber auch geradezu rockig und eingängig können es Sólstafir („Blackkrakki“), welches einen guten Kontrast zum fast schon ambienten Darkjazz-mäßigen Abschluss „Kuml (Forspil, Sálmur, Kveðja)“ bildet.
Am Ende bietet „Hin Helga Kvöl“ so einiges, wirkt hin und wieder sogar wie ein kleiner Gemischtwarenladen und auch nicht jedes Stück kann gleichsam mitreißen. Doch ein einfach nur gutes Sólstafir-Album ist immer noch in Sólstafir-Album. Und das ist doch schon mal was!
Trackliste:
1. Hún andar
2. Hin helga kvöl
3. Blakkrakki
4. Sálumessa
5. Vor ás
6. Freygátan
7. Grýla
8. Nú mun ljósið deyja
9. Kuml (forspil, sálmur, kveðja)
Photo-Credit: Katie Metcalfe