Soen – Imperial (Silver Lining Music, 29.01.2021)

Erster Gedanke beim Hören des neuen Soen-Albums: wow! Mal ganz subjektiv, das Quintett ist eine Band, die mich von Album zu Album mehr packt. Und das aufgrund ihrer Emotionalität, die Schritt für Schritt mehr zutage tritt. „Imperial“ wurde bewusst in Sachen Melodien stärker heraus gearbeitet. Und etwas sind Soen damit nicht mehr vordergründig: eine Progressive-Band. Früher zum Vergleich herangezogene Bands braucht man gar nicht mehr aus der Schublade holen, denn Soen klingen eben einfach nur nach Soen.

Bei „Lumerian“ wird man zuerst von einem schweren, modernen Metalriffs empfangen. Doch spätestens als der helle Gesang von Joel Ekelöf einsetzt und sich über eine melodische Bridge zum markant angehobenen Refrain nach oben hangelt, ist man voll drin in der Welt der Band. Jene mag bisweilen (vor allem in lyrischer Hinsicht) düster und ernüchternd sein. Doch man holt den Hörer immer wieder zurück und umhüllt ihn wie mit einer wärmenden Decke in Form von emotionalen Bögen.

Besonders deutlich im etwas Pink-Floyd-lastigen „Illusion“, welches einer Ballade fast schon am nächsten kommt. Oder in melodischen Wunderwerken wie dem dynamischen „Modesty“ und „Fortune“. Im Kern sind Soen trotz der Melodienseligkeit immer noch eine metallische Band geblieben. In „Antagonist“ oder „Monarch“ lässt man durchaus auch mal die Muskeln spielen, gibt sich unter der straighten Oberfläche auch mal etwas verwinkelter oder verkünstelter. Es sind eben auch starke Musiker am Werk. Aber niemals lässt man den Fluss der Stücke außer Acht und man muss keineswegs Mitglied der Musikerpolizei sein, um das gut finden zu können.

Das Gegenteil davon ist „Deciever“, welches schon ein regelrecht geradliniger und moderner Alternative-Rock-Hit ist. Der Anschluss an neue Hörerschichten jenseits jeglichen Elitismus kann hiermit durchaus gelingen, auch ohne, dass man zu viele Kompromisse eingeht. Als quasi das Beste aus zwei Welten könnte man „Dissident“ sehen. Laut und Leise geben sich hier effektiv die Klinge in die Hand.

Soen bieten auf ihrem fünften Album einen Sound irgendwie im weiten Spannungsfeld zwischen progressivem Metal und alternativen Rock. Und das auf äußerst packende Art und Weise. Wer der Band auf „Imperial“ eine zu große Leichtgängigkeit vorwerfen mag, vergisst die Gefühlsebene. Denn hier ist die Band top!

 

Trackliste:
1. Lumerian
2. Deceiver
3. Monarch
4. Illusion
5. Antagonist
6. Modesty
7. Dissident
8. Fortune

 

 

Photo-Credit: Inaki Marconi

 

4.6