Photo-Credit: Babse Thoben

Sodom – Tapping The Vein [Deluxe Expanded Edition, 3-CD] (Noise/BMG, 15.11.2024)

Lange warten die Fans schon darauf, dass das 1992 erschienene Sodom-Album „Tapping The Vein“ wieder erhältlich ist – vor allem als Vinyl-Version. Und genau das ist jetzt auch passiert. Liebevoll restauriert und in diversen Versionen ist es wieder käuflich zu erwerben. Im Einzelnen als: farbige Doppel-LP, Dreifach-CD (lag uns zur Besprechung vor) sowie als Boxset mit Buch, drei LPs und zwei CDs. Bei letzterer Edition sind gleich drei Livealben enthalten. Unter anderem das letzte Konzert mit Drummer Chris Witchhunter in Köln.

Aber kümmern wir uns mal darum, was hier vorliegt, denn die CD-Version ist auch ziemlich schön geworden. Das Dreifach-Digipack enthält „Tapping The Vein“ als Remaster und als von Gitarrist Andy Brings neu abgemischt Redux-Version. Als Bonus liegt noch eine Live-CD der damaligen Besetzung von einem Konzert in Tokio bei.

Aber zuerst zum Album selbst: Aus heutiger Sicht ist „Tapping The Vein“ ein kleiner Kultklassiker, der gerne etwas übersehen wird. Vielleicht liegt es daran, dass das Album zu einer Zeit erschien, in dem es mit Thrash Metal so langsam bergab ging. Das war bei Kreator oder Tankard ja nicht viel anders. An der Qualität selbst liegt es jedenfalls nicht. Denn das letzte Album mit dem 2008 verstorbenen Chris Witchhunter und gleichzeitig erstes Album mit Gitarrist Andy Brings ist ein richtig rabiater Brecher. Damit haben Sodom mit einigen Songs sogar ein ganz neues Härtelevel erreicht und docken teilweise sogar am Death Metal an (u.a. „Body Parts“, „Skinned Alive“), was auch am tiefen Gesang von Tom Angelripper liegt.

Knackiges Songmaterial wie „Bullet In The Head”, „Hunting The Season” oder das deutschsprachige Zeugen-Jehovas-Bashing „Wachturm“ haut ordentlich rein. Mit dem schleifenden „One Step Over The Line“ und dem düster-dramatischen „Reincarnation“ nimmt man etwas den Fuß vom Gas und bringt Abwechslung in das sonstige Geballer.

„Tapping The Vein“ klingt auch heute noch gut, was durch das eher zarte Remastering zusätzlich unterstrichen wurde. So groß ist der Unterschied hier nicht, was passt. Produzent Harris Johns hatte eben schon bei der ursprünglichen Version sehr gut Arbeit geleistet. Anders schaut es da schon mit der Redux-Version auf Silberscheibe Nummer 2 aus, die bewusst ganz anders klingt. Andy Brings wollte mit dem Remix eine neue Sicht auf die alte Musik freigeben. Es klingt sehr direkt, als würde man mit der Band im Proberaum stehen. Jedes Instrument und der Gesang haben einen neuen Platz bekommen und alles klingt recht prominent in Szene gesetzt. Gerade das Schlagzeug hat manchmal „St. Anger“-Züge. Teilweise wurden andere Gitarrensoli und Gesangsspuren verwendet. Auch das Einzählen der Songs bei den Aufnahmen bekommt man jetzt zu hören, was für einen gewissen Livecharakter sorgt. Wirklich interessant, auch wenn es ungewohnt klingt.

Bleibt noch die Live-CD von 1992 aus Tokio. Die klingt recht rau und ungeschönt. Es wird zwar kein Bootleg-Niveau erreicht, seine Ohren justieren muss man aber trotzdem, dann hat man Spaß an dieser ungehobelten Performance. Ein Zeitdokument der Band, die danach so wohl nicht wieder geklungen hat.

Ergänzt wird das Ganze von einem ausführlichen Booklet mit Liner-Notes und zahlreichen Fotos. Somit eine richtig runde Sache für Leute, die mal in die Historie der Thrash-Legende Sodom abtauchen möchten!

 

CD1: Tapping the Vein (2024 Remaster)
1. Body Parts 3:02
2. Skinned Alive 2:27
3. One Step over the Line 5:06
4. Deadline 3:51
5. Bullet in the Head 3:01
6. The Crippler 4:09
7. Wachturm 3:46
8. Tapping the Vein 5:11
9. Back to War 3:14
10. Hunting Season 4:27
11. Reincarnation 7:48

CD2: Tapping the Vein (2024 Redux)
1. Body Parts
2. Skinned Alive
3. One Step over the Line
4. Deadline
5. Bullet in the Head
6. The Crippler
7. Wachturm
8. Tapping the Vein
9. Back to War
10. Hunting Season
11. Reincarnation
13. Body Parts (Alt. Remix Version)
14. Wachturm (Alt. Remix Version)
15. Reincarnation (Alt. Remix Version)

CD3: Live in Tokyo 1992
1. Sodomy & Lust
2. An Eye for an Eye
3. One Step over the Line
4. Deadline
5. Agent Orange
6. Skinned Alive
7. Shellfire Defense
8. The Crippler
9. Bullet in the Head
10. Wachturm
11. Body Parts
12. The Kids Wanna Rock