Slime – Hier und Jetzt (People Like You Records/Sony Music, 29.09.2017)

Natürlich sangen Slime immer schon über das „Hier und Jetzt“, egal ob vor dreißig Jahren oder in der heutigen Zeit, wo die neuen Führer schlimmer den je für Hass und Verstörung sorgen und wo die besorgten Wutbürger vor lauter Angst – vor was oder wem auch immer – nicht mehr klar denken, geschweige denn eine Nacht in Ruhe schlafen können.

Genauso wie es die Hamburger bei „Unsere Lieder“ sagen wäre es auch mir lieber, wenn ihre Lieder nicht so aktuell wären, wie sie es nun mal sind. Aber leider wird das noch lange nicht der Fall sein und so wie ich die Truppe kenne, werden sie erst dann aufhören, wenn die durchgeknallten Irren unseres Landes gänzlich verschwunden sind – also dann auf die nächsten 300 Jahre, gell?!

Ob es nun die „Brandstifter“ sind, die irgendwo einen Schuldigen suchen – denn „Sie wollen wieder schießen (dürfen)“, oder die „Patrioten“, welche die „Banalität des Bösen“ widerspiegeln… Slime schreiben mit „Jetzt und Hier“ quasi den Soundtrack zum politischen Untergang.

Waren es in den 80igern – in der Zeit, als ich noch selber lauthals „wir wollen keine, Bullen*******e!“ oder „Polizei, SA, SS“ mitsang – noch die grün befrackte Staatsmacht, die in vielen Songs ihr Fett abbekam, so sind die Polit-Punks mittlerweile quasi die Anführer der musikalischen Anti-Nazi-League!

Über den lokalen Tellerrand schauend, lässt man aber auch wenig gutes an den Machenschaften der amerikanischen Regierung, denn das „Ernie und Bert in Guantanamo“ schon lange nichts mehr zu suchen haben, darüber braucht man wahrlich nicht lange zu diskutieren.

Aber auch „Die Geschichte des Andreas T.” gilt es zu erzählen, denn beim Thema NSU und der damit verbundenen Aufklärung haben sich alle Beteiligten bisher alles andere als mit Ruhm bekleckert… und so manches mal räumen sich aus unerfindlichen Gründen die einen oder anderen Zeugen zufälligerweise selbst aus dem Leben – die Aktenberge, welche versehentlich im Schredder gelandet sind mal ganz außen vor gelassen!

Temporeiche Vollgas-Nummern wie “Für Alle Zeit” wechseln sich mit Gebläse und ungewöhnlichen Offbeats wie bei “Ich Kann Die Elbe Nicht Mehr Sehen” ab und lassen mich stauend zurück… bestehe ich doch bei den Hamburgern normalerweise auf derbe rotzige Nummern, die bedingungslos rumpunken.

Das die Herren immer noch über eine gehörige Anziehungskraft verfügen, davon zeugt alleine die Anzahl an Gastmusikern, welche man für “Hier und Jetzt” gewinnen konnten. Denn Künstler wie Swiss, Paul Sheridan (The Wakes), Pablo Charlemoine (Irie Révoltés), Rod (Die Ärzte) oder auch der Los Fastidios Sänger spielen ja auch nicht bei jeder dahergelaufenen Rumpel-Truppe mit, oder!?

Für mich ist das erste Album seit sieben Jahren durchaus gelungen, sei es textlich, sowie musikalisch – niemand, aber auch wirklich niemand wird aber darüber hinaus behaupten, dass Slime sich mit „Hier und Jetzt“ neu erfunden haben. Wer vorher davon ausgegangen ist, der weiß nicht viel über die Hamburger Polit-Punks, die nun schon seit über 35 Jahren im Geschäft sind.

Darüber hinaus ist die Scheibe neben dem politischen Schlag in die F****e definitiv ein weiterer Aufruf zur Revolte – so wie sie es schon früher unzählige Mal in die Welt gebrüllt haben…

… na dann mal ran an den Speck!

Titel:
1. Unsere Lieder
2. Brandstifter
3. Sie wollen wieder schießen (dürfen)
4. Patrioten
5. Banalität des Bösen
6. Hier und Jetzt
7. Die Stummen
8. Ernie und Bert in Guantanamo
9. Let`s Get United
10. Die Geschichte des Andreas T.
11. Spinner
12. Der siebte Kontinent
13. Ich kann die Elbe nicht mehr sehen
14. Schöne neue Welt
15. Für Alle Zeit

 

Und hier noch schnell die aktuellen Tourdaten:

29.09.17 Weinheim – Cafe Central
30.09.17 (CH) Olten – Schützi
06.10.17 Lübeck – Treibsand
07.10.17 Husum – Speicher (ausverkauft)
08.10.17 Husum – Speicher (Zusatzkonzert)
13.10.17 Köln – Gebäude 9
14.10.17 Düsseldorf – Haus der Jugend
20.10.17 Nürnberg – Hirsch
21.10.17 Kaiserslautern – Kammgarn
27.10.17 Tannheim – Club Schwarzer Adler
28.10.17 (A) Wien – Arena
10.11.17 Hannover – Faust
11.11.17 Göttingen – Musa
17.11.17 Essen – Turock
18.11.17 Wiesbaden – Schlachthof (mit Dritte Wahl)
24.11.17 Stuttgart – Hallschlag
01.12.17 Aachen – Musikbunker
03.12.17 Koblenz – Circus Maximus
09.12.17 Berlin – Astra
15.12.17 Magdeburg – Factory
16.12.17 Dresden – Schlachthof (mit Dritte Wahl)
22.12.17 Hamburg – Große Freiheit

Foto: Viktor Schanz

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