Ach du meine Güte… ich gehe gerade in mich und versuche zu rekonstruieren, wann ich eigentlich das erste Mal irgendwie mit Thees Uhlmann in Kontakt gekommen bin. Ich weiß noch, dass ich tief in der Nacht auf einer Party leicht benebelt ein paar Songs von Tomtes “Eine sonnige Nacht” gehört hatte, aber dann war auch erstmal wieder Schicht im Schacht. Also “Korn & Sprite” und ” Wilhelm, das war nichts” waberten danach zwar immer irgendwie in meine Ohren, aber so richtig Fan wurde ich dann erst mit dem dritte Tomte-Album “Hinter all diesen Fenstern”.
Songs wie “Schreit den Namen meiner Mutter“, “Endlich einmal” oder “Die Schönheit der Chance” haben sich so sehr in mein Gehirn eingebrannt und besonders die eigentümliche Reimform Thees hat mich schon immer beeindruckt. Ich persönlich bin bis heute begeistert davon, dass er sich nicht selbst bei den Nummer immer aus dem Takt bringt – das ist irgendwie ganz große Kunst.
Und wie habe ich damals “Buchstaben über der Stadt” abgefeiert – Leute, jetzt Mal ehrlich “Ich sang die ganze Zeit von dir“, “Walter & Gail” oder “Geigen bei Wonderful World” sind doch wohl ganz großes Tennis… oder lüge ich etwa?
Eigentlich auf dem Höhepunkt ihrer musikalischen Laufbahn und nach ihrem letzten Album “Heureka” wurde es dann plötzlich still um Thees und den Rest von Tomte – und auch wenn “Der letzte große Wal” mir beim Blick in den Spiegel immer noch ein kleines Schmunzeln auf die Lippen treibt und ich “Wie siehts aus in Hamburg” noch immer für eine große Nummer halte, war dann trotzdem ab 2010 irgendie (und zwei Jahre später) engültig Schluss.
Aber parallel dazu blühte ja im Hintergrund schon ein kleines einsames Pflänzchen, dass um so gewaltiger 2011 erwachen sollte… denn da ging er mit dem ersten und selbstbetitelten Soloalbum an den Start und selbst seinen größten Kritiker blieb für eine Zeit die Klappe offen stehen – sollte doch schon der Opener “Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf” einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Meine Lieblingsnummer ist übrigens “& Jay-Z singt uns ein Lied “, bei welchem ja bekanntlich der liebe Casper mit im Boot ist.
Oder “Sommer in der Stadt“, oder auch “Paris im Herbst“… ach egal, einfach geil die Scheibe!
Bevor es dann erstmal eine Zeit ruhiger um Thees wurde und er sich (mit großem Erfolg) als Schriftsteller ausprobierte (“Sophia, der Tod und Ich” und “Die Toten Hosen“) brachte er 2013 sein zweites Solo-Album “#2” heraus. Einige Krisen und sechs Jahre später überraschte er uns alle dann mit seinem, für mich bisher besten Album, “Junkies und Scientologen” – “Fünf Jahre nicht gesungen“, “Danke für die Angst“, “Avicii“, “Katy Grayson Perry“… alles geile Nummern – um nur Mal ein paar hier zu nennen!
Aber warum sage ich das alles hier? Klingt doch eher wie ein Nachruf, als alles andere.
Nein keineswegs, denn Thees Uhlmann ist nicht tot, he is back – und das mächtig und mit Schmackes!
Denn jetzt erscheint unter dem Titel “Sincerely, Thees Uhlmann – Das Beste von Tomte bis heute” eine quasi Best-Of aus der bisherigen Schaffenszeit von Thees. Aber der gute Herr Uhlmann wäre nicht er selbst, wenn er sich nicht etwas ganz besonderes für diese Veröffentlichung ausgedacht hätte.
Kurz zur Vorgeschichte: Eigentlich entstand die Idee, dass Thees an fünf aufeinander folgenden Abenden auf der Bühne des St. Pauli Theaters spielen sollte – so weit, so gut!
Das Theater wurde für Januar gebucht, Songs und Alben wurden gesichtet und irgendwie setzte dann die Nostalgie ein. Denn auf einmal waren Nummern auf dem Zettel, die schon über zwanzig Jahre alt, aber natürlich immer noch total geil waren – die Idee zu “Sincerely, Thees Uhlmann” war geboren.
“Die Schönheit der Chance
Dass wir unser Leben lieben so spät es auch ist Das ist nicht die Sonne die untergeht Sondern die Erde die sich dreht“Und jetzt liegt sie vor mir, die 29-Songs fassende Werkschau mit Thees Uhlmann Songs der letzten 25 Jahre, ob es nun Tomte-Hits, oder ebenso gefeierte Solo-Nummern sind. Bekommen könnt ihr das ganze entweder auf 3 LPs in verschiedenen Farben, oder natürlich auch als klassischen Silberling, der als Doppel-CD zu haben sein wird – ach ja, digital natürlich auch… aber das erklärt sich ja wohl von selbst.
Jetzt werden Fans natürlich sage, “wie, nur 29 Songs? Thees hat doch noch viel mehr geile Nummern…!”
Ja klar, ist richtig… aber Leute, bleibt doch Mal auf dem Teppich – lasst uns doch erstmal das verarbeiten, was uns “Sincerely, Thees Uhlmann” bringt. Und ihr könnt garantiert glauben, dass Thees und den feinen Leuten vom Grand Hotel van Cleef die Auswahl eh schon total schwer gefallen ist 😉
Außerdem hat der gute Thees ja auch noch etwas lesenswertes dazu gepackt, nämlich ca. 30.000 geschriebene Zeichen, welche sich mit den Cover & Backcover beschäftigen – Besser gesagt, mit dem was man darauf sieht. Also, ganz genau drauf achten, was sich dort versteckt hat und dann aufmerksam nachlesen, was das ganze mit seiner musikalischen Geschichte zu tun hat.
Der liebenswürdige Herr Uhlmann ist also schon einmal umfangreich in Vorleistung gegangen – was ist denn jetzt eure Aufgabe in dem großen Rock’n’Roll Spiel?
Na ganz klar, “Sincerely, Thees Uhlmann” kaufen, sich ne schicke Flasche Rotwein entkorken und dann die 29 Songs von Anfang bis Ende zelebrieren – wenn ihr fertig seid, dann einfach nächste Pulle an den Start und wieder von vorne anfangen.
Denn “Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören“!
Titel:
1. Für immer die Menschen
2. Zugvögel
3. Der letzte große Wal
4. Korn & Sprite
5. Danke für die Angst
6. Ich sang die ganze Zeit von Dir
7. Im Sommer nach dem Krieg
8. In Köln und dann in meinem Zimmer
9. Ich bin der Fahrer, der die Frauen nach HipHop Videodrehs nach Hause fährt
10. Die Schönheit der Chance
11. Die Toten auf dem Rücksitz
12. Pflügen
13. Geigen bei Wonderful World
14. Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf
15. Kaffee & Wein
16. Römer am Ende Roms
17. Fünf Jahre nicht gesungen
18. Egal was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht
19. Das hier ist Fußball
20. New York
21. Schreit den Namen meiner Mutter
22. Es brennt
23. Wie sieht’s aus in Hamburg
24. Was den Himmel erhellt
25. Avicii
26. Wilhelm, das war nichts
27. & Jay-Z singt uns ein Lied
28. Von Gott verbrüht
29. Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören
Foto: Ingo Pertramer
Thees Uhlmann bei FACEBOOK und beim Grand Hotel van Cleef.