Simon Öggl ist ein junger Komponist und Musiker aus Italien, der mit “Xentopia” sein Debütalbum vorlegt und sich damit für folgende Alben eine hohe Messlatte legt und gleichzeitig aus allen Kategorisierungen entfernt.
Das Grundgerüst seiner Kompositionen besteht aus elektronischen Zutaten, die sich irgendwo zwischen psychedelisch verspielt und symphonisch bewegen – und das zumeist in einem Stück. Dabei belässt er es dann aber nicht, denn zusätzlich hat er sich eine Menge Gastmusiker dazu geholt, die diese dann mit zumeist klassischen Instrumenten einen noch wuchtigeren, aber auch eleganteren Klang verschafft. Obendrauf, oder besser, mitten in diese Mischung hinein kommen dann noch häufig verzerrte Sprachsamples und/oder Fieldrecordings, um diese ohnehin schon sehr bilderhafte Musik noch realer wirken zu lassen. Daher passt es, dies als Filmmusik zu kategorisieren, auch wenn es gar keinen Film dazu gibt.
Hier einzelne der insgesamt elf Stücke herauszupicken und zu beschreiben zu versuchen, funktioniert nicht. Sie ergeben ein wunderbares Gesamtwerk, das einen großartigen Spannungsbogen besitzt und so als Einheit anzusehen ist. Viel der Spannung wird aus den unterschiedlichen Ansätzen gezogen, wenn ein Stück sich zum Beispiel zunächst nur aus Blasinstrumenten aufbaut und dann in ein kleines elektronisches Inferno übergeht.
Auch die vielen sehr experimentellen Klänge geben viel zur Stimmung hinzu und diese sind so perfekt in den Gesamtsound verbaut, dass es niemals in sich zerfällt. Da treibt ein elektronischer Bass, umflirrt von elektronischen Geräuschen, diese poppigen Ansätze werden dann von experimentellen, auch mal z.B. an Mike Oldfield oder Gong erinnernde Sounds aus Bläsern, Streichern und Glocken verwandelt, nur um dann doch wieder in den treibenden Anfangsbeat zurückzukehren.
Ich weiß, wer meine Schreibe kennt, denkt bestimmt, ich kenne nichts anderes, aber hier passt der Vergleich zu den Legendary Pink Dots auf jeden Fall. Die Musik klingt anders, viel klassischer und wuchtiger, und doch findet man eben diese LPD-Ansätze, das Unmögliche zu verbinden, die experimentellsten Sounds in die poppigsten Momente einzuschießen und immer wieder mit völlig unerwarteten Wendungen um die Ecke zu kommen.
„Xenotopia“ ist ein großartiger Soundtrack für den Hörer, voller Atmosphäre, dunklen Ecken, schrillem Momenten und wuchtiger Metaphorik. Ein wirklich außergewöhnliches Album, das vielleicht nichts wirklich Neues geschaffen hat, aber eben doch aus vielen wohlbekannten Zutaten in einer ungewöhnlichen Zusammenstellung etwas Einzigartiges.
- Archē
- Departure
- Welcome to the Jungle
- Turing’s Nightmare
- To the Moon
- Hibernation
- Kessler Syndrome
- Apell du vide
- Life is Good
- Indifference
- Palingenesis