Sibbi Hier – Vol I (Findaway Records, 26.02.2021)

Sibbi, alias Sebastian Hafner, anderen bekannt als Sänger von Itchy, hat die Lockdown-Zeit genutzt, um die erste Solo-Platte auf den Weg zu bringen. Das Ganze klingt natürlich sehr nach Itchy, weil Sibbi nunmal den gepflegten Punkrock pflegt und daher stilistisch viele Ähnlichkeiten zu erkennen sind. Und nun ja, irgendwie ist es ja auch logisch, dass der Sänger von Itchy nunmal nach Itchy klingt – wonach sollte er auch sonst klingen? Also Itchy-Fans: Aufgepasst, wir haben da eine Empfehlung für euch!

Über die Vorab-Singles haben wir schon vor Wochen berichtet, als Sibbi “Kannibalen” veröffentlicht hat. Definitiv kein Song für Veganer, aber wie auf der ganzen Platte beschäftigt sich Sibbi hier sehr mit dem zwischenmenschlichen Miteinander. Da dienen Kannibalen schon als Vorbilder, denn diese behandeln alle Menschen gleich. Jau, passt – gutes Essen ist auch wichtig!

Wenn man sich jedoch mit Zwischenmenschlichen zu Zeiten von Corona beschäftigt, kommen einem unweigerlich auch Aluhüte und Schwurbler in den Sinn. Natürlich verwurstet Sibbi auch diese in einem Song, indem auch Ober-Aluhut Trump zu Wort kommt. Man kann es nachfinden und mitsingen und zum Schluss mit Sibbi rausschreien! Mögen es die Nachbarn hören.

Womit wir beim Thema der Gedankenwelt sind. Mit “Tag für Tag” gab es einen Song, der sich mit der Gedankenwelt beschäftigt, wenn diese mal nicht so will, wie man selbst. Soll vorkommen.

Insgesamt hat Sibbi hier ein doch recht kurzes Album veröffentlicht. Die neun Songs vergnügen uns dezente 24 Minuten lang – diese machen aber durchaus Spaß. Viele Texte drehen sich um das Zwischenmenschliche mit einem Zwinkerauge verpackt! Mir persönlich gehen aber Songs wie “durchschnittlich egal” – hier wird ein langweilig Spießerleben karikiert – oder “zwei Herzen”. Bei letzterem kann ich tatsächlich vorstellen vor der Bühne auf einem Festival zu springen, während Sibbi aufgrund des geistreichen Textes innerlich in sich hineingrinst – herrlich!

“Das kann doch noch nicht alles gewesen sein” ist zum einen ein weiterer vorab veröffentlicher Song dieses Albums, der es musikalisch etwas ruhiger angehen lässt. Auch der Albumname “Vol. I” verspricht wohl, dass Sibbi hier keine Eintagsfliege in die Welt gesetzt hat und ein Nachfolger sicherlich bei Zeiten das Licht der Welt erblickt.

Das Album macht Spaß – alle Songs wollen irgendwie mitgesungen werden. Spaß machte mir aber auch der Kommentar von Montreal bei Youtube: “Voll gut! Du solltest eine Band aufmachen, könnte was werden” Antwort Sibbi: “Nee, mache das nur hobbymäßig, aber Danke”. Weltklasse!

 

4.5