Shining – Animal (Spinefarm Records, 19.10.2018)

Schon erstaunlich welche Wandlung die Norweger Shining (nicht zu verwechseln mit der schwedischen Black-Metal-Band) durchgemacht haben. Einst als Jazz-Quartett gestartet, hatte man mit seinem „Blackjazz“ eine ganz eigene Sprache, einen wilden Prog-Industrial-Metal-Bastard, geschaffen. Mit den letzten beiden Platten „One One One“ und „International Blackjazz Society“ brach man die neue Schublade aber gleich wieder auf und schuf damit seine Art von exzentrischem Rock’n‘Roll.

„Animal“ klingt aber jetzt so, als wolle man sein eigenes Denkmal mit dem Hintern einreißen. Nicht umsonst gab Mastermind Jorgen Munkeby im Vorfeld zu verstehen, dass er die Schnauze voll von dieser ganzen Blackjazz-Sache hat. Was Neues, Aufregendes musste ausprobiert werden. Nun denn, wie aufregend und neu klingen Shining nun im Jahre 2018?

Auf jeden Fall anders, das steht fest. Fast kommt „Animal“ wie ein verkapptes Partyalbum rüber und man kann sich dem Gedanken nicht verwehren, dass Munkeby in letzter Zeit wohl etwas zu viel Muse und Biffy Clyro gehört hat. Denn die Platte enthält ganz viel von jener Art von glattpoliertem Alternative Rock, wie man ihn von jenen beiden kennt. Bereits der erste Titel „Take Me“ führt einen auf die richtige Fährte. 80er-Jahre-Synthesizer, rockiger Sound und ein groß angelegter Pop-Sound zum stampfenden Rhythmus. Hab ich mich verlaufen? Nein, habe ich nicht! Das ist der neue Shining-Sound. Da muss man seine Erwartungshaltung gleich mal ganz weit weg schieben, so wie die Band auch ihren sympathischen Wahnsinn zur Seite legte.

So richtig wilde Attacken und ausgefallene Spielereien gibt es dieses Mal nicht. Keine schrägen Saxophon-Einsätze, keine irren Überfälle. Dafür mit „Hole In The Sky“ eine poppige Ballade mit einem sanften Duett von Munkeby und einer weiblichen Gesangspartnerin. Lässt man sich darauf ein, findet man natürlich trotzdem ein paar gute Nummern. Das wummernd groovende „Fight Song“ gibt sich angenehm kämpferisch, „My Church“ klingt genauso positiv größenwahnsinnig wie Muse, auch wenn es kein Überflieger ist, „Everything Dies“ gibt den Alternative-Disco-Tanzfeger und „End“ angelt einem mit dem ganz großen Refrain-Besteck.

Im Großen wirkt „Animal“ aber dann doch nicht wirklich euphorisierend. Und das liegt nicht bloß am unerwarteten Stilwandel und der glatten Produktion. Vielfach rauscht das Gehörte einfach an einem vorbei und ruft keine rechte Reaktion in einem hervor. Und das gab es bei dieser Band schließlich noch nie wirklich. So wird das mit uns nichts mehr, Shining. Dafür empfiehlt man sich durchaus für den einen oder anderen Mainstreamhörer. Für jene ist ein wenig Kurzweil geboten.

 

Trackliste:
1. Take Me
2. Animal
3. My Church
4. Fight Song
5. When The Lights Go Out
6. Smash It Up!
7. When I’m Gone
8. Everything Dies
9. End
10. Hole In The Sky

 

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