Sepultura

Sepultura – Machine Messiah (Nuclear Blast Records/Warner, 13.01.2017)

Meine Güte, wie lange habe ich mich persönlich nun nicht mehr um die Thrash-Metaller von Sepultura gekümmert? Das mag gut und gerne fünfzehn Jahre her sein, denn seit Max Cavalera schon 1996 und sein Bruder Igor die Band 2006 verließ und ersterer mit Soulfly und die beiden dann später gemeinsam unter dem Namen Cavalera Conspiracy einige Erfolge feiern konnten, habe ich der Ursprungs-Band eigentlich kaum noch Beachtung geschenkt.

Klar, die eine oder andere Nummer der Brasilianer um den Gesangs-Nachfolger Derrick Leon Green erreichte mich zwischenzeitlich natürlich auch, konnte mich aber bisher nicht wirklich überzeugen, Sepultura waren für mich halt immer die Cavaleras, Andreas Kisser an der Gitarre und Basser Paulo Xisto Pinto Jr…. nicht mehr und nicht weniger!

Um hier mal ein wenig mit meiner Engstirnigkeit und Ignoranz zu brechen, habe ich mir bewusst das neue, am Freitag erscheinende Sepultura Album „Machine Messiah“ vorgenommen und fühle mich doch tatsächlich direkt in die Zeit zurück versetzt, als ich noch mit diesem hübschen gelben Sepultura-Brasilien-Fussball-Trikot durch die Gegend gerannt bin und lauthals „Roots Bloody Roots“ – meinem Lieblingssong auf „Roots“, dem letzten Album der gemeinsamen Cavalera-Ära – mitgegrölt hatte!

Eins kann man schon vorweg sagen, in über dreißig Jahren Bandgeschichte hat sich trotz diverser Umbesetzungen am Stil nur wenig bis gar nichts geändert… okay, Derricks Stimme ist tiefer und derber, das lässt sich schon einmal festhalten.

Und halt, schon muss ich meine eben getätigte Aussage revidieren, denn den Opener und gleichzeitiger Titeltrack „Machine Messiah“ möchte ich direkt als ziemlich „anders“ bezeichnen, erwartet uns doch eine sehr getragene Nummer voller düsterer melancholischer Melodie, gepaart mit einer eher sanftmütigen Stimme… aha, das sind also Sepultura 2017?!

Nein, weit gefehlt, denn zur Mitte des Song brüllt Derrick uns seine ganze Wut und aufgestaute Energie um die Ohren und die nächste Nummer „I Am The Enemy“ kommt mit solch einem unerwarteten Tempo, dass es – kaum hat man sich daran gewöhnt – auch schon wieder vorbei ist! Mein Herren… hier merkt man aber auch den Hardcore-Ursprung des Gesangs-Brechers und gleichzeitig wird hier der Begriff „Thrash“ mal eben neu definiert!

„Phantom Self“ beginnt mit einem leicht orientalischen Touch, steigert sich dann aber zusehends zu einer brachialen Metal-Nummer mit zerstörender Gitarre, die noch am ehesten mit alten Songs der Brasilianer zu vergleichen ist… zwischendurch immer kurz begleitet durch die bereits zu Beginn genannten folkloristischen Einflüsse.

Getragene Songs scheinen den Herren zu gefallen, kommt doch „Alethea“ musikalisch ruhig und gesanglich mit ordentlichem Growling daher, bevor die „Iceberg Dances“ wieder eine ganz andere Seite der Band zeigt… eindeutig etwas für Gitarren-Liebhaber, da instrumental – irgendwie thrashig, irgendwie konfus… irgendwie gut!

Im Anschluss direkt die drei bitterbösen brachialen Nummern „Sworn Oath“, „Resistant Parasites“ und „Silent Violence“… ich kann mich nur wiederholen, an aufgestauten Aggressionen scheint es den Herren Green, Kisser, Pinto und Casagrande nicht zu mangeln – dafür gibt es ja auch aktuell ausreichend Gründe, man muss sich nur in der Welt umschauen!

Richtung Ende hauen Sepultura uns dann mit „Vandals Nest“ nochmal eine absolute Hardcore-Thrash-Nummer um die Ohren… erneut viel Growling und gefühlte 250 BPM nageln einen quasi an die Wand!

Der „Cyber God“ kickt einen dann direkt zurück ins Leben… der Song erinnert mich in den ruhigen Parts stimmlich an den guten alten Pete Steele – aber keine Angst, ansonsten gibt es nämlich keinerlei Parallelen zu den Jungs von Type O Negative!

Ja okay, zugegebenermaßen gefällt mir „Machine Messiah“ nicht alleine durch die Vielseitigkeit und Abwechslungsfreude durchaus gut… auch, oder vielleicht gerade weil die Jungs von Sepultura ihrem Stil auch über dreißig Jahre nach Bandgründung immer noch weitestgehend treu geblieben sind.

Ich denke ich sollte ich mir die letzten Alben dann doch mal gönnen, die neue Scheibe hat mich auf jeden Fall auf den Geschmack gebracht!

 

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Titel:
1. Machine Messiah
2. I Am The Enemy
3. Phantom Self
4. Alethea
5. Iceberg Dances
6. Sworn Oath
7. Resistant Parasites
8. Silent Violence
9. Vandals Nest
10. Cyber God

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4.5