Rush – 2112 [40th Anniversary Edition] (Universal Music, 16.12.2016)

„Oh je, schon wieder so ‘ne Veröffentlichung ein paar alter Rockopas“, wird der eine oder andere denken. Ja, Rush mögen ein altes Schlachtross sein. Aber im Gegensatz zu Truppen wie Genesis, Yes oder Emerson, Lake & Palmer waren die Kanadier immer etwa nerdiger, etwas lässiger. Nicht umsonst haben sie auch in alternativen Musikkreisen ihre Spuren hinterlassen. Das sieht man besonders an der Bonus-CD zu der Jubiläums-Edition ihres 1976er Klassikers „2112“, die dieser Tage erschienen ist.

Hier spielen Truppen wie Billy Talent, Alice In Chains und auch Dave Grohl und Taylor Hawkins von den Foo Fighters Songs dieser Platte nach und hauchen ihnen einen frischen Wind ein. Man kann es sogar als Altfan mehr als gut finden, wenn das Foo-Fighters-Duo die Overtüre des Progrock-Brockens „2112“ von der Kette lässt, Billy Talent dem lässigen „A Passage To Bangkok“ einen coolen Drive einimpfen, der Artrock-Superstar Steven Wilson „The Twilight Zone“ im mysteriösen Licht erscheinen lässt oder Alice In Chains aus der sonst etwas blassen Ballade „Tears“ großes Gefühlskino machen.

Auch nicht die schlechteste Wahl sich als Interessierter der Musik von Rush zu nähern. Wer sich „2112“ nämlich vornimmt, der wird merken, dass man es hier nicht mit einer überkandidelten Bombast-Band der 70er zu tun hat, sondern hier wird ordentlich und mit Tiefgang gerockt. Das Album startet mit dem 20-minütigen Titeltrack furios durch. Knackige Gitarrenriffs reißen erst mal mit. Kurze Zeit darauf findet mit sich einer „1984“-ähnlichen Science-Fiction-Story mit durchaus philosophischen Zügen wieder. „Faszinierend“ würde Mr. Spock hier sagen. Hat man den Brocken erst mal verdaut folgen fünf weitere, ziemlich geradlinige Rocksongs, die durchaus etwas im Schatten es übermächtigen Titeltracks stehen. Zumindest mit „A Passage To Bangkok“ befindet sich ein echter Fanfavorit darunter, der auch heute noch nicht seine Wirkung verfehlt.

Die Platte ist natürlich voll und ganz ein Kind ihrer Zeit, weiß aber noch heute zu gefallen. Für die Band erwies sie sich zudem als kleiner Meilenstein für die eigene Karriere, die vorher ins Stocken geraten war.

Neben der genannten Bonus-CD, die neben den feinen Coverversionen auch noch annehmbare Live-Boni enthält, liegt auch noch eine DVD bei. Hier findet man einen 36-minütigen Liveauftritt der Band in Schwarzweiß, der zwar nicht schön aussieht, aber annehmbar klingt. An sich ein nettes Zeitdokument. Die beiden Studioimpressionen von Billy Talent und Grohl/Hawkins sind verzichtbar, dafür ist das Frage-Antwort-Spielchen mit Gitarrist Alex Lifeson und dem damaligen Produzenten Terry Brown für den Fan durchaus interessant – gibt es vielleicht doch noch das eine oder andere unbekannte Detail der damaligen Aufnahmen preis.

Insgesamt ein wertiger und nett verpackter Release. Kann man sich schon mal gönnen.

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CD1:
1. 2112 (20:38)
2. A Passage To Bangkok (3:35)
3. The Twilight Zone (3:19)
4. Lessons (3:52)
5. Tears (3:34)
6. Something For Nothing (4:02)

CD2:
1. Solar Federation (0:18)
2. Overture (Dave Grohl, Taylor Hawkins, Nick Raskulinecz) (3:55)
3. A Passage To Bangkok (Billy Talent) (3:30)
4. The Twilight Zone (Steven Wilson) (4:18)
5. Tears (Alice In Chains) (4:20)
6. Something For Nothing (Jacob Moon) (3:53)
7. 2112 (Live at Massey Hall 1976 Outtake) (15:48)
8. Something For Nothing (Live at Massey Hall 1976 Outtake) (4:07)
9. The Twilight Zone (Live 1977 Contraband) (3:57)
10. 2112 (1976 Radio AD) (1:01)

DVD:
– Live at Capitol Theatre 1976:
1. Bastille Day
2. Anthem
3. Lakeside Park
4. 2112
5. Fly By Night
6. In The Mood

– Bonus Videos:
1. Overture – Dave Grohl, Taylor Hawkins and Nick Raskulinecz
2. A Passage to Bangkok – Behind The Scenes with Billy Talent
3. 2112 – 40 Years Closer – A Q&A with Alex Lifeson and Terry Brown

4.3