Running Wild – Port Royal [2017 Remastered] (Noise/BMG, 11.08.2017)

Nach Voivod, Kreator und Celtic Frost werden jetzt die alten Noise-Platten von Running Wild neu veröffentlicht. Eine gute Sache, nachdem die Alben der Nordlichter lange nicht mehr erhältlich waren und gebrauchte Exemplare teilweise zu Preisen gehandelt werden, die weit über dem Neupreis liegen. Konkret geht es um die Phase vom Debüt „Gates To Purgatory“ bis „Masquerade“ von 1995. Die neun Platten kommen im Abstand von zwei Wochen auf LP oder „Deluxe Version“ auf CD mit Bonustracks heraus. Die ersten fünf am 11. August, die anderen vier am 25.

Uns lagen die CD-Versionen davon vor. Verpackt sind sie leider nicht wie bei Kreator und Celtic Frost in schicke Digibooks, sondern in ganz normale Digipacks. Dafür hat man aber nicht die Coverartworks verschandelt. Drin liegt je ein Booklet mit vielen alten Bildern und Liner-Notes von Malcom Dome, die auf Interviews mit Bandboss Rolf Kasparek beruhen. Remastert wurde der Sound von Andy Pearce und Matt Wortham. Zu jedem Album gibt es ein paar Bonustrack, wobei es sich meist allerdings nur Neueinspielungen alter Songs handelt. Wirklich Neues gibt es nicht zu hören.

1988 ging’s dann so richtig los. Der qualitative Sprung in Sachen Songwriting und Performance zwischen zwei Alben von Running Wild war niemals so groß wie von „Under Jolly Roger“ zu „Port Royal“. Im Vorfeld wurden Bassist Stephan Boriss und Schlagzeuger Wolfgang „Hasche“ Hagemann gegangen. Neu hinzu stießen die beiden Franken Stefan Schwarzmann und Jens Becker. Der frische Wind tat der Band gut und gab ihr neuen Schwung. Die Songs der Platte klangen ausgelassen und technisch legt man ‘ne Schippe drauf. Auch Kasparek hatte an sich gearbeitet und präsentierte sich gesanglich in neuem Gewand, auch wenn man sich daran noch etwas gewöhnen musste.

Thematisch hatte man sich nun endgültig von jeglichen okkulten Tendenzen verabschiedet und die Texte wurden historisch immer fundierter. Neben Piratengeschichten wie beim Titeltrack und „Calico Jack“ nahm man sich die dunkle Seite des Christentums mit „Into The Arena“ und „Conquistadores“ vor. „Uaschitschun“ behandelte das Schicksal der nordamerikanischen Ureinwohner, während „Warchild“ das Schicksal von Kindersoldaten thematisiert.

Verpackt wurde das Ganze in meist starke, schmissige Songs. Erwähnenswert sind auf jeden Fall der speedige Titeltrack, das groß angelegte „Conquistadores“, das leicht hardrockige „Raging Fire“ und das mit einem feinen melodischen Refrain gesegnete „Uaschitschun“. Erstmals bekam man mit „Final Gates“ ein reines Instrumentalstück serviert und mit „Calico Jack“ versuchte man sich einer überlangen Nummer. Beides war durchaus gelungen. Was für heutige Ohren etwas enttäuscht, ist der Sound. Dieser ist zwar luftig und klar, könnte aber mit etwas mehr Dampf unter der Haube daher kommen. Zumindest für heutige Ohren. Eine solch höhenlastige Produktion war 1988 leider keine Seltenheit. Als Ganzes überzeugt „Port Royal“ allerdings. So durfte es die nächsten Jahre gerne weitergehen.

Auch hier hat man wieder drei Neueinspielungen mit dazu gepackt. „Uaschitschun“ von 1992 (Bonus bei einer Neuauflage von „Pile Of Skulls“) sowie „Port Royal“ und „Conquistadores“ aus dem Jahr 2003. Die letzte beiden waren Teil der Best-Of „20 Years In History“. Alle drei klingen nicht mit so viel Liebe eingespielt und derart packend wie die Originale.

 

Trackliste:
1. Intro
2. Port Royal
3. Raging Fire
4. Into the Arena
5. Uaschitschun
6. Final Gates
7. Conquistadores
8. Blown to Kingdom Come
9. Warchild
10. Mutiny
11. Calico Jack
12. Uaschitschun (’92 Alternative Version)
13. Port Royal (Re-recorded Version 2003)
14. Conquistadores (Re-recorded Version 2003)