Running Wild – Death Or Glory [2017 Remastered] (Noise/BMG, 11.08.2017)

Nach Voivod, Kreator und Celtic Frost werden jetzt die alten Noise-Platten von Running Wild neu veröffentlicht. Eine gute Sache, nachdem die Alben der Nordlichter lange nicht mehr erhältlich waren und gebrauchte Exemplare teilweise zu Preisen gehandelt werden, die weit über dem Neupreis liegen. Konkret geht es um die Phase vom Debüt „Gates To Purgatory“ bis „Masquerade“ von 1995. Die neun Platten kommen im Abstand von zwei Wochen auf LP oder „Deluxe Version“ auf CD mit Bonustracks heraus. Die ersten fünf am 11. August, die anderen vier am 25.

Uns lagen die CD-Versionen davon vor. Verpackt sind sie leider nicht wie bei Kreator und Celtic Frost in schicke Digibooks, sondern in ganz normale Digipacks. Dafür hat man aber nicht die Coverartworks verschandelt. Drin liegt je ein Booklet mit vielen alten Bildern und Liner-Notes von Malcom Dome, die auf Interviews mit Bandboss Rolf Kasparek beruhen. Remastert wurde der Sound von Andy Pearce und Matt Wortham. Zu jedem Album gibt es ein paar Bonustrack, wobei es sich meist allerdings nur Neueinspielungen alter Songs handelt. Wirklich Neues gibt es nicht zu hören.

Mit „Death Or Glory“ ging sie dann richtig los, die starke Phase von Running Wild. „Port Royal“ war schon ziemlich gut, aber hiermit gaben Rock’n’Roll & Co. sich richtig Gas. Und Teile des „Co.“ hatten üblicherweise wieder gewechselt. Dieses Mal erwischte es Drummer Stefan Schwarzmann, der aus monetären Gründen zu U.D.O. abwanderte. Direkt im Anschluss zu den Aufnahmen der letzten Platte stieß Iain Finlay hinzu, der sich als Glücksgriff entpuppte. Nicht nur war sein Schlagzeugspiel etwas filigraner als bisher von der Band bekannt. Er unterstützte Rolf als Muttersprachler tatkräftig beim Schreiben der Texte. Überhaupt war das ganze Album eine echte Gemeinschaftsleistung. Ob darin die Qualität begründet liegt?

Es gibt zahlreiche starke Songs auf der Platte und das Niveau sinkt selten ab. Gleich der mit einem satten, instrumentalen Intro versehene Opener „Riding The Storm“ war von Sekunde 1 an ein echter Klassiker. Eine schmissige Nummer mit einem hymnischen Mitsing-Refrain. In eine ähnliche Kerbe schlägt das relativ rockige „Bad To The Bone“, für das sogar ein Videoclip gedreht wurde. Auch textlich ist diese Nummer bemerkenswert, da sie ein zeitgenössisches politisches Statement in Richtung rechte Tendenzen darstellte. Ansonsten stehen wieder geschichtliche und Piratengeschichten im Fokus der Texte.

Die Produktion ist Klasse und der Sound drückt fett aus den Boxen, so dass auch ansonsten nicht ganz so spannende Songs wie „Renegade“ oder „Evilution“ ziemlich Spaß machen. Das stampfende „Running Blood“, das speedige „Marooned“, das eingängige „Tortuga Bay“ und das epische „Battle of Waterloo“ machen aber auch so richtig Laune. Running Wild agieren auf „Death Or Glory“ etwas härter und die Songs wirken schlüssiger und in sich stimmiger, so dass man eine Platte ohne echte Ausfälle vor sich liegen hat. Der erste richtige Klassiker in der eigenen Diskografie, den man auch nach wie vor gerne mal wieder auflegt.

Dieser Edition hat man die Single-B-Seite „March On“ (bisher immer schon Teil der CD-Editionen) sowie auf einer separaten CD die vier Songs der „Wild Animal“-EP und zwei Neuaufnahmen von „Bad To The Bone“ und „Riding The Storm“ beigefügt. Letztere stammen mal wieder von der Best-Of „20 Years In History“. Interessanter sind da schon die EP-Nummern. Besonders erwähnenswert ist das hymnische „Störtebeker“, das hardrockige „Wild Animal“ und das etwas simple „Tear Down The Walls“ sind nicht ganz so zwingend. Und die neue Version von „Chains and Leather“ ist eher gewöhnungsbedürftig. Am Ende ist das Ganze aber eine äußerst runde Sache!

 

Trackliste:

CD1:
1. Riding the Storm
2. Renegade
3. Evilution
4. Running Blood
5. Highland Glory (The Eternal Fight
6. Marooned
7. Bad to the Bone
8. Tortuga Bay
9. Death or Glory
10. Battle of Waterloo
11. March On

CD2:
1. Wild Animal
2. Tear Down the Walls
3. Störtebeker
4. Chains and Leather ’90
5. Riding the Storm (2003 Reworked Version)
6. Bad to the Bone (2003 Reworked Version)