Running Wild – Blood On Blood (Steamhammer/SPV, 29.10.2021)

Die Meinungen, die das neue Album von Running Wild betreffen, gehen weit auseinander. Die Spanne reicht von total enttäuscht wegen des einfältigen, sich dauernd selbst zitierenden Songwritings und der flachen DIY-Produktion, bis zur totalen Begeisterung über das selbstbewusste Weiterführen des Markenkerns der 80er mit ach so spiellaunigen Songs. Und was soll ich sagen? Recht haben irgendwie beide!

Als Fan hatte man sich vor fünf Jahren über den Vorgänger „Rapid Foray“ gefreut, das den alten Schlachtdampfer fast wieder in alter Form zeigte. Mit „Blood On Blood“ wird das Ganze auch in etwa so weitergeführt. Allerdings – meiner Meinung nach – nicht mehr ganz so packend. Rock’n’Rolf wollte offensichtlich ein ziemlich geradliniges Album schreiben. So haben fast alle Titel denselben Beat und die beiden Partynummern „Wild Wild Nights“ und „Wild And Free“ treiben die Simplizität glatt auf die Spitze. Auch das überlange Epos „The Iron Times 1618 – 1648“ ist dann gar nicht so ausufernd, wie man es bei der Länge von über zehn Minuten denkt.

Dann bleiben wir doch lieber bei knackigen Freibeuter-Hymnen wie dem eröffnenden Titeltrack, dem klassisch wummernden „Diamonds And Pearls“, dem von der 2019 veröffentlichten EP bekannten „Crossing The Blades“ oder „The Shellback“, welches ganz selbstbewusst im „Black Hand Inn“ vorbeischaut. Bei denen entwickelt sich tatsächlich das alte Running-Wild-Feeling mit dem typischen Gesang und dem ratternden Gitarrensound, wie ihn sich Fans zu wünschen.

Der Rest gibt sich etwas unauffälliger bis… na ja, ob man das schlagerhafte „One Night On Day“ wirklich toll findet, ist wohl von der eigenen Tagesform (oder dem Alkohol-Pegel – Anm.d.Red.) abhängig.

Die Wahrheit bei Running Wild liegt in dem Fall wohl in der Mitte: „Blood On Blood“ ist (für den Fan) kein Rohrkrepierer, aber auch kein kommender Klassiker. Einfach ein nettes, kleines Ding, was sich das Ein-Mann-Unternehmen Kasparek da in seinem Heimstudio zusammengebastelt hat. Ob einem das reicht, muss man wohl selbst für sich beurteilen. Ich persönlich hatte aber durchaus Spaß an ein paar Nummern.

 

Trackliste:
1. Blood On Blood
2. Wings Of Fire
3. Say Your Prayers
4. Diamonds And Pearls
5. Wild And Free
6. Crossing The Blades
7. One Night One Day
8. The Shellback
9. Wild Wild Nights
10. The Iron Times 1618 – 1648

 

3.7