Royal Tusk – Tusk II (eOne/SPV, 26.10.2018)

Leisetreter oder ausgefuchste Virtuosen sind die Kanadier Royal Tusk schon mal keine. Wenn, dann schon viel mehr bodenständige Rockarbeiter mit dem Herz am rechten Fleck. Ihre Songs sind geradlinig und kommen schnell auf den Punkt. Ihre Vorbilder sind in der Seattle-Grunge-Szene beheimatet (Pearl Jam und Soundgarden werden explizit genannt). Royal Tusk klingen aber wesentlich zeitgemäßer.

Man versteht was von knackig schweren Grooves, die dann doch wieder leichtfüßig daherkommen. Der Melodienansatz hat man sich beim Classic Rock entliehen und man hat genügend Energie getankt, um das Ganze mit Schmiss nach vorne zu schieben. Das hat was. Wirklich speziell ist dieser moderne Hardrock kein bisschen. Aber das Quartett weiß was es tut und hat genügend eingängige Songs in der Hinterhand, dass ihr neues Album „Tusk II“ ziemlich kurzweilig rüberkommt.

Arschtrittnummern wie „Stoaway“, „Long Shot“ oder „First Time“ sind gleich mal deftige Ansagen. Immer wieder treffen harte Riffs auf verhaltene Züge, die dann zu großen Refrains hochgeblasen werden (z.B. das aggressivere „Die Knowing“ oder „Freedom“). Und was alle Songs gemeinsam haben: das Gespür in den richtigen Momenten zuzupacken, verpackt in maximal kompakte Stücke. Wenn man Royal Tusk eines vorwerfen kann bzw. möchte, dann dass man fast immer etwas zu schnell auf den Punkt kommt. Ist das der Spotify-Generation geschuldet?

Egal. In Sachen zeitgenössischer Alternative Rock sind Royal Tusk durchaus eine Empfehlung wert. Hier gibt es keinen Bullshit und neben den knackig eingängigen und glaubwürdigen Songs auch ansprechende, nicht zu aufdringliche, aber lesenswerte Texte.

 

Trackliste:
1. First Time
2. Aftermath
3. Die Knowing
4. Stowaway
5. Freedom
6. Reflection
7. Control
8. Under
9. Northern Town
10. Long Shot

 

3.8