Rose Tattoo – Live in Brunswick (Golden Robot Records, 24.11.2017)

Achtung, mit „Live In Brunswick“ melden sich ein paar alte, fast etwas vergessene Helden des Rocks zurück! Wobei das Ding eigentlich nichts Neues ist, sondern einen Liveauftritt aus dem Jahr 1982 enthält. Rose Tattoo hatten damals gerade ihr drittes Album „Scarred For Life“ heraus gebracht und standen dementsprechend voll im Saft.

Warum die Band um Angry Anderson und des 2006 verstorbenen Pete Wells gemeinhin als Straßenköter-Version von AC/DC durchgeht, wird recht bald klar. Hier wimmelt es von Schmutz und Dreck, die Texte handeln meist vom harten Leben als „Bad Boy“ und Straßenkämpfen. Mit dem Image der tätowierten Jungs ist man später eine Steilvorlage für Truppen wie Guns N’ Roses. Zum großen Durchbruch hat’s aber trotzdem nie gereicht. Man war immer mehr ein Kultact.

Aber zurück zu diesem Livealbum: Mit „Out Of This Place“ geht es noch verhältnismäßig gemütlich, aber bereits wuchtig los. Der „Bad Boy For Love“ stampft dann lässig weiter, aber Andersons Gesang ist noch nicht ganz auf der Höhe. Dafür gehen Wells’ typischen Slides auf der Gitarre mächtig ab. Mit dem zackigen „Assault And Battery“ geht es dann aber so richtig los und von da an ist das Quintett nicht mehr zu halten und es geht Schlag auf Schlag und es reiht sich ein Hardrock-Highlight an das andere. Rose Tattoo fegen mit ihrer Energie so manche Punkban ganz lässig vom Tableau. Die lässigen Bluessongs „Butcher & Fast Eddie“ und „Revenge“, das beherzt nach vorne rockende „One Of The Boys“, der geile Groover „Branded“, das coole „Rock & Roll Is King“ (wer oder was auch sonst?!) oder das geschmeidige und hier fast schon entspannt dargebotene „Rock & Roll Outlaw“ – auch noch nach über 30 Jahren verfehlen diese Dinger nicht ihre Wirkung. Das nennt man wohl zeitlos.

Mit dem bärenstarken „Scarred For Life“ endet eine rund 65-minütige Galavorstellung, die zwar nicht ganz perfekt ist (die starke Hymne „We Can’t Be Beaten“ wird z.B. von furchtbaren Backing-Vocals ausgebremst), aber verdammt stimmungsvoll. Der Sound ist gut und man fühlt sich mittendrin, als Rose Tattoo damals im Melbourner Stadtteil Brunswick aufspielten.

Wenn man im CD-Einlieger liest wie viele Musiker, die in der Band spielten, bereits verstorben sind, könnte man glatt melancholisch werden. Aber wenn man bedenkt, dass der markante Frontmann Anderson immer noch aufrecht steht und im nächsten Jahr sogar ein neues Album anstehen soll, kann man dieses Durchhaltevermögen bewundern und „Live In Brunswick“ noch einmal eine Runde im Player gönnen!

Trackliste:
1. Out Of This Place
2. Bad Boy For Love
3. Assault And Battery
4. Tramp
5. We Can’t Be Beaten
6. Butcher & Fast Eddie
7. Rock & Roll Is King
8. Texas
9. One Of The Boys
10. Branded
11. Revenge
12. Juice On The Loose
13. Rock & Roll Outlaw
14. Scarred For Life

4.3