Rock am Beckenrand – Der Samstag: Abriss zwischen Hamburg und Berlin

Tag 2 am Rock am Beckenrand. Nach kurzer Nacht ging es dann um 13 Uhr weiter, wobei der Pool durch den bewölkten Himmel und der kühleren Temperaturen nicht mehr ganz so voll war, wie tags zuvor.

Den Auftakt machen THE UNKNOWN. Als Gewinner des Wolfenbattle 2020 wurde die Band in Sinne der Nachwuchsförderung eingeladen. Dass die Band aber auch auf größeren Festivalbühnen bestehen können, zeigten sie bei ihrem Live-Auftritt. The Unknown spielen Indie-Rock, wobei die tollen Stimmen der beiden Sängerinnen hervorstechen.

Um 13.45 luden dann die ROGERS zum „Frühstück“. Vor der Mainstage wurde es natürlich voll und man wunderte sich, warum eine Band wie Rogers so früh schon zum Punkrock-Ball einlud. Die Rogers hatten jedoch einen gewissen Zeitdruck, denn schon kurz nach dem Gig beim RaB reisten sie wieder ab, da sie abends noch ein weiteres Festival bespielt haben. Trotz der frühen Uhrzeit war die Stimmung bereits großartig – die Rogers spielfreudig und das Publikum tanzte und moshte, wie es sich um diese Uhrzeit doch eher ungewöhnlich ist. Ein toller Auftritt mit „Mittelfinger für immer“ einer langen Polonäse zu „Kreuzberger Nächte“, die aber später noch von der Berliner Band getoppt wurde – sowie die Ode an bekloppte Nachbarn „die Nachbarn von oben“. Es fehlte nichts beim „Schwimmbadfest“, wie es die Rogers nannten! Es war einfach nur früh und trotzdem toll – der erste Abriss des Tages und das RaB somit wach für alles, was noch kommen sollte.

Auf nach Berlin: auf der Poolstage geht es weiter mit RAUM27. Der Pool sowie der Zwischenraum zwischen Bühne und Pool füllte sich. So konnte das erste Crowdsurfing des Tages auf der Poolstage stattfinden – nur nicht in Richtung Bühne, sondern von der Bühne Richtung Pool.

Weiter Berlin: Die beiden Metalgirls BÖSE FUCHS & SLY feiern Ihre Konzertpremiere beim Rock am Beckenrand. Bislang gibt es von den beiden eine EP sowie einzelne Covers. Das „Hypa Hypa/We got the Moves“-Cover von Electric Callboy durfte daher bei der Premiere nicht fehlen. Aber auch mit ihren eigenen Songs überzeugten Gitarristin Valeria aka Böse Fuchs sowie Sängerin Sly, deren heller Klargesang plötzlich in tiefes Grölen übergeht. Ein klasse Mix, einer Band, die wir sicherlich weiterverfolgen werden nach gelungener Premiere. Zum Abschluss gab es nach einem Gitarrensolo noch einen Kuss der beiden als Statement, was beim offenen RaB-Publikum gut ankam!

Auf der Poolstage sorgten 8 KIDS für gute Stimmung. Aber auch jeder Reporter braucht einmal eine Pause, so dass ich hiervon nicht wirklich viel mitbekommen habe, außer die Aussage, dass sie das Publikum durchaus begeistern konnten.

Zurück nach Berlin: ENGST reisten schon früh an den Beckenrand an, um an der morgentlichen Wassergymnastik teilzunehmen und lebten dieses Festival mit seinem Rahmenprogramm. Was dann auf und vor der Bühne geschah, war wirklich unglaublich. Sänger Matthias wirkte nahezu verliebt in den Beckenrand. Die sehr volle Mainstage, inklusive singendem und tanzendem Publikum, brachten ihn stets zum Kopfschütteln: „Was ist denn hier los?“ Es entstand eine ungeheure Energie zwischen Band und Publikum, die sich in Person von Matthias oder Gitarrist selbst ins Publikum gingen. Höhepunkt dieses außergewöhnlichen Gigs war die Polonäse – angeführt von drei als König verkleidete Personen – rund um den Pool. Was zunächst nicht ungewöhnlich klingt, war es aber durchaus, denn Engst spielte nun mal nicht am Pool, sondern auf der Mainstage. Mit viel Wortwitz brachte Engst auch das Publikum, mehr als einmal zum schmunzeln, insbesondere bei der kurzen Unterbrechung, als Kinder ihre Eltern suchten. Engst kündigte zudem an, mit dem Publikum bei Alex Mofa Gang Bier zu trinken und zu feiern – wie sehr Engst diese Szene und dieses Festival mittrugen, war dann zu sehen, als sie dieses beim späteren Alex Mofa Gang-Gig crowdsurfend in die Tat umsetzten! Wow, selten eine Band gesehen, die sich so extrem auf dieses Festival einlässt und dem natürlich hierfür alle Herzen zuflogen! Was für ein Auftritt!

Nun Hamburg: Auch das DAS PACK bringt gute Laune und jede Menge Wortwitz auf die Poolstage. Ernährung war für die Band um Pensen Paletti ein wichtiges Thema. Schließlich bringt DAS PACK sein neues Album „Die Kernseife der Medaille“ mit und spielte daraus „Ich habe mich nicht so gut ernährt in letzter Zeit“. Aber auch der „Pferdeapfel“ beinhaltet ein klares Bekenntnis zum Veganer-Dasein. Ein toller Auftritt, denn Pensen Paletti versteht es mit schrägen Ansagen das Publikum zum schmunzeln zu bringen. Musikalisch überzeugt das Pack ohnehin jeden, der sie kennt mit ihrem Mix aus melodischem Tralala gepaart mit Death-Metal-Elementen.

Zurück nach Berlin: ALEX MOFA GANG füllen die Mainstage und zeigen, dass sie an den Beckenrand gehören. Unterstützt von den crowdsurfenden Engst, begeben auch sie sich ins Publikum, wie es Sänger Sascha stets stagedivend im Publikum bei Holiday Inn betreibt. Dass die Location für eine Band wie ALEX MOFA GANG, deren Gigs immer sehr kurzweilig sind, ein gefundenes Fressen ist, zeigte Sänger Sascha als er plötzlich auf dem von der Mainstage entfernten 5m-Turm auftauchte und von dort in den Pool sprang. Die Wall of Death wird – wie üblich – in zwei linken Hälften unterteilt, denn bei ALEX MOFA GANG gibt es keine „rechte Seite – was natürlich viel Zupruch findet! Wie immer, ein toller Auftritt!

DIE SCHRÖDERS brachten dann die Mainstage zum Tanzen mit ihrem „German Punk Rock“. Da aber auch jeder Redakteur mal eine Pause braucht, haben wir hier nur kurze Eindrücke gewonnen, bevor es zum Headliner und Abschluss des RaB ging.

Aber halt, zuvor gab es noch die Dankesrede von Festivalchef Peer für die großartige Crew, gefolgt von einem Heiratsantrag vom Summertime-Festival mit goldenem Schwimmring. Witzig!

Zum Abschluss mal wieder Hamburg: fast schon jährlich standen LIEDFETT als Headliner auf der Bühne und riefen zum Moshpit für den Weltfrieden auf! LIEDFETT hat am Rock am Beckenrand inzwischen eine Inventar-Nummer und wird entsprechend vom Publikum geliebt (umgekehrt offensichtlich auch). Dementsprechend liefert die Band ab!

So endet das RaB nach drei Tagen mit wenig Schlaf, vielen richtig tollen Gigs und jeder Menge Spaß. Wir kommen nächstes Jahr gerne wieder.

Fotos: Merlin Schönfisch – www.merlin-schoenfisch.de

Fotos Engst / Das Pack: Norman Krell