Rise Against – Siren Song of the Counter Culture (Geffen Records, 2004)

Klar kennt ihr Rise Against, eine Band um die man in der Szene eine ganze Weile überhaupt nicht herumgekommen ist. Seit 2011 waren die Alben der sozialkritischen Truppe aus Chicago auch in Deutschland regelmäßig in den Charts und liefen sogar im Radio. Ein kurzes Zeitfenster der Radiogeschichte, etwas das vor Rise Against und auch heute wieder relativ unvorstellbar ist und war – Melodic Hardcore mit Rumschreien und kritischen Texten im Radio? Krass… wobei man aus Songwriting Sicht den Mainstream-Einschlag deutlich sieht. Seit “Appeal to Reason” ist der Sound von Rise Against deutlich “harmloser”, irgendwie “cleaner” und salonfähiger. Eingängiger und damit auch “radiotauglicher”. Für mich ging es ab diesen Zeitpunkt in die falsche Richtung und ich verlor nach und nach das Interesse an Rise Against – und das obwohl mich kaum eine Band musikalisch und ein Stück weit auch menschlich so sehr geprägt hat, und ich bin mir sicher, dass ich da nicht der Einzige bin – zumindest musikalisch haben die eingängigen und trotzdem derben Songs sicherlich so manchen Teenager zur “Alternativen Musik” bekehrt.

 

Der Höhepunkt des Schaffens von Rise Against für mich persönlich war “Siren Song of Counter Culture”. Gleich zu Beginn wird mit “State of the Union” ein klares Statement gegen Kriegsbefürworter und die amerikanische Politik von 2003 im Irakkrieg gesetzt. Ein Song der ikonisch für dieses Album ist, denn die Botschaft des Songs arbeitet hervorragend mit der musikalischen Untermalung zusammen. Dieses Album ist ehrlich, wurde mit Herzblut geschrieben und transportiert Wut, Verzweiflung, Angst, Liebe, Veränderung und Revolution wie kein anderes. Getragen von einem bodenständigen, rauen und, meiner Meinung nach, nahezu perfektem Sound, der den Mittelweg zwischen “zur Perfektion hochgezüchtet” und “schlicht und roh” findet, ist “Siren Song of Counter Culture” eines der besten und für mich wichtigsten Alben die jemals geschrieben wurden.

Songs wie “Life Less Frightening” sprechen mir direkt aus der Seele und “Paper Wings”, “Give it all” oder “To them these streets belong” versetzen mich nicht nur sofort zurück in mein 16-jähriges Ich, sondern zeigen mir auch woher viele Grundsätze und Einstellungen kommen, die ich heute an den Tag lege. Wirklich jeder Song auf diesem Album ist ein Hit ganz ohne Glitzer und Plastik. Ohne Rise Against hätte ich den Weg in diese Musikrichtung wohl kaum gefunden, hätte mich wahrscheinlich nichteinmal so sehr für Musik interessiert und wär jetzt vielleicht nicht da wo ich heute bin.

Das klingt jetzt alles n bisschen übertrieben emotional – aber das sind halt die ganzen “Teenager Feels”, die hier jetzt grad durchkommen, während ich “Swing Life Away” mitsäusel…

 

 

1. “State of the Union”
2. “The First Drop”
3. “Life Less Frightening”
4. “Paper Wings”
5. “Blood to Bleed”
6. “To Them These Streets Belong”
7. “Tip the Scales”
8. “Anywhere but Here”
9. Give It All
10. “Dancing for Rain”
11. Swing Life Away” (Tim McIlrath, Neil Hennessy)
12. “Rumors of My Demise Have Been Greatly Exaggerated”