Refused – Freedom (Epitaph, 26.06.2015)

Wie lang hab ich auf dieses Album gewartet! Um genau zu sagen 17 Jahre. So lange haben sich die Herren aus Schweden nämlich Zeit gelassen, nachdem sie mit “The Shape of Punk to come” und dem Überhit “New Noise” neue Maßstäbe gesetzt haben.

Wenn eine Band es schafft nicht mit anderen verglichen zu werden, sondern einfach nur “Refused-Sound” machen, dann ist das quasi das Überding.

Mit “Elektra”, “Dawkins Christ” und “Francafrique” gab es vorab schon drei Videos, bzw. Songs um die Wartezeit zu überbrücken. Und da sich der unfassbar gute Refused-Sound wie ein roter Faden durch die Songs zog und mich alles auch ein wenig an “New Noise” erinnerte, ohne dabei einfach nur den Hit nachspielen zu wollen, war meine Aufregung noch größer.

Und hier ist sie. Freedom. 10x Refused 2015. 10x musikalische Glückseeligkeit. 10x auf die Fresse und zurück.

Nach dem schon bekannten “Elektra” folgt “Old Friends/New War” und mich verwirrt die verzerrte tiefe Stimme, das Hecheln im Hintergrund, das ballernde Schlagzeug, bis die Gitarre und der großartige Gesang einsetzt. Aber so ganz anders als das vorher gehörte. Und doch kommt wieder genau der Ritt durch alle Genres, der Refused so bekannt gemacht hat, voll durch. “I`m just going to scream. Now!” Bäääm! Großartig!

“Dawkings Christ” und das weibliche “Lalalala” mit den langsam einsetzenden Gitarren und dem lauter werdenden Schlagzeug, inklusive Soundexplosion kannten wir schon. Macht aber im großen Ganzen auf der Platte noch mehr Sinn und Spaß als sowieso schon.

Der Kinderchor in “Francafrique” mit dem “Murder, Murder, Murder! Kill, kill, kill!” ist wieder so eine typische Refusedstelle, die in der Menge bei wohl jeder Liveshow das Blut zum Kochen bringt.

“Thought is blood” fängt hingegen an und ich fühle mich wie auf der letzten Prodigyplatte. Elektronische Sounds, ständig wiederholter Text. Doch statt die Stimmung hochgehen zu lassen, wird es ruhiger. Naja. Zumindest bis Minute 1. Dann geht die Lutzi, oder besser gesagt der Schwede wieder ab.

“War on the palaces” kommt dann erstmal eher groovig rüber und glänzt sogar durch Trompete. Abwechslung ist alles. Und wenn sie dann noch so grandios umgesetzt ist. Umso besser.

Bei “Destroy the man” wird es aggro. Und das obwohl hier der Sound in weiten Teilen in den Funk abwandert. Zornige Kritik bittersüß vorgetragen. Aber auch die Arschtritt-Rocknummer “366” überzeugt durch die grinsende Abfahrt.

Wer auf Stonerelemente, Indierock, Metal & Punk in einem Song steht, sollte sich dann “Servants of Death” mal genauer vornehmen. Großartig!

Und geschlossen wird die akustische Backpfeiffe mit “Useless Europeans” und einer Nummer die fast schon in Richtung Neofolk abdriftet, aber ins Gesamtbild dieses gewaltigen Albums einfach passt wie Arsch auf Eimer oder Faust ins Gesicht der Wohlstandsgesellschaft.

Hier brettert man sich gekonnt in 10 Songs durch so ziemlich alle Genres, ohne dabei gewollt zu wirken. Refused wollen nicht in eine Schublade gesteckt werden, weil sie sie einfach zerschlagen.

Für mich eine der besten Veröffentlichungen in diesem Jahr und ab morgen in Dauerschleife auf meinem Plattenspieler. Das ist die beste Rock`n`Roll Unterhaltung seit Elvis Fucking Presley!

Keine Kaufempfehlung von mir, sondern Kaufpflicht für alle!

 

8714092737028

 

1. Elektra
2. Old Friends / New War
3. Dawkins Christ
4. Françafrique
5. Thought Is Blood
6. War On The Palaces
7. Destroy The Man
8. 366
9. Servants Of Death
10. Useless Europeans 

 

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