Die Ankündigung kam zuerst überraschend, aber jetzt hat die Universal Music Group das Debütalbum von Queen (mal wieder) neu veröffentlicht. 51 Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen. Zum einen als einfache CD, als Doppel-CD mit Bonus (lag uns zur Besprechung vor), als einfache LP sowie als kostspielige Box mit 6 CDs, einer LP und einem 108-seitigen Buch.
Dabei bietet letztere gar nicht so viel Neues, was nicht auch die Doppel-CD mit sich bringt. Jene enthält nämlich Arbeitsdemos aus zwei verschiedenen Sessions und bietet damit einen interessanten Blick, wie das Quartett in seiner Anfangszeit arbeitete. Darüber hinaus enthält die Box die bekannten „De Lana Lea Demos“ in einer neuen Abmischung, die bereits auf einer früheren Remaster-Version enthalten waren, eine instrumentale Version des Originalalbums, bekannte BBC-Sessions der frühen Jahre (höre „On Air“) sowie eine CD mit Liveaufnahmen, welche zum großen Teil vom Rainbow-Konzert vom März 1974 stammen, das ebenso schon eine eigene Veröffentlichung bekam. Lediglich vier rare Aufnahmen aus den Jahren 1970 und 1976 (u.a. die Songs „Hangman“ und „I’m A Man“) gibt es das erste Mal zu hören.
Viel wichtiger ist aber die Frage, was die Neubearbeitung dieses Albums, welches ab jetzt den Namen „Queen I“ trägt, bringt? Denn anders als bei der Version von 2011 handelt es sich hier nicht um ein aufpoliertes Remaster, sondern um einen echten Remix, der neue Akzente setzt. Vor allem klingt das Schlagzeug jetzt ganz anders. Schluss mit dem pappigen Sound, Roger Taylors Arbeit tönt jetzt ziemlich wuchtig aus den Boxen. Auch sonst hat man den restlichen Instrumenten sowie dem Gesang etwas mehr Transparenz verliehen, durch welche die Frische der damaligen Band richtig gut zur Geltung kommt, ohne dass der Charme der vergangenen Tage flöten ging.
Man hat wieder Spaß an diesem doch etwas abenteuerlichen Album, welches irgendwo zwischen Glam- und Hardrock schwankt, zwischen Eleganz und überbordender Dramatik, das stellenweise progressive Züge in sich trägt, dann wahlweise mit dem Dampfhammer, dann wieder recht melodisch und fast schon kitschig um die Ecke kommt. Letzteres insbesondere mit dem fluffigen „Mad The Swine“, welches früher nicht zum Album gehörte und offiziell erst zwei Jahrzehnte später als B-Seite erschien. Jetzt steht es an vierter Stelle zwischen dem aufdrehenden und dynamischen „Great King Rat“ und dem musicalartigen Hardrocker „My Fairy King“. Zwei Preziosen, die auch heute noch wunderbar funkeln.
Der schlichte, aber derbe Rock’n’Roller „Modern Times Rock’n’Roll“ sowie das melodramatische „Jesus“ gehören dabei nach wie vor nicht zu den Highlights im Queen-Kanon. Dafür laden das knackig schleifende „Son And Daughter“, das massive „Liar“ sowie die hymnische Eröffnung „Keep Yourself Alive“ zum Wiederentdecken ein.
„Queen I“ steht immer wieder etwas im Schatten seiner vielen Nachfolger. Dabei repräsentiert es zusammen mit dem runderen „Queen II“ eine besonders spannende Phase der britischen Königin.
CD1: Queen I – 2024 Mix
1. Keep Yourself Alive
2. Doing All Right
3. Great King Rat
4. Mad The Swine
5. My Fairy King
6. Liar
7. The Night Comes Down
8. Modern Times Rock ‘n’ Roll
9. Son And Daughter
10. Jesus
11. Seven Seas Of Rhye…
CD2: Queen I Sessions
1. Keep Yourself Alive (Trident Take 13 – Unused Master)
2. Doing All Right (Trident Take 1 – with Guide Vocal)
3. Great King Rat (De Lane Lea Take 1 – with Guide Vocal)
4. Mad The Swine (Trident Take 3 – with Guide Vocal)
5. My Fairy King (Trident Backing Track In Development)
6. Liar (Trident Take 1 – Unused Master)
7. The Night Comes Down (De Lane Lea Takes 1 & 2 – with Guide Vocal)
8. Modern Times Rock ‘n’ Roll (Trident Takes 8 & 9)
9. Son And Daughter (Trident Takes 1 & 2 – with Guide Vocal)
10. Jesus (De Lane Lea Take 2 – with Guide Vocal)
11. Seven Seas Of Rhye… (Trident Take 3)
12. See What A Fool I’ve Been (De Lane Lea Test Session)