Als die Progressive-Metal-Legenden Psychotic Waltz vor auch schon wieder vier Jahren ihr letztes Album „The God-Shaped Void“ nach einer über zwei Dekaden währenden Veröffentlichungspause herausbrachten, stand bereits die Ankündigung im Raum, dass ihr neues Label InsideOut Music auch ihre ersten vier, nicht mehr erhältlichen Werk wieder an die willigen Hörer bringen möchte.
Etwas länger hat es gedauert, aber zwischenzeitlich ist es geschehen. Bereits am 31. Mai wurde das Debüt „A Social Grace“ (seht hierzu die Würdigung von Bleeding-Gitarrist Marc!) und das vierte Album „Bleeding“ wiederveröffentlicht. Jetzt folgen Alben Nr. 2 („Into The Everflow“) und 3 („Mosquito“). Das Ganze in remasteter Form auf farbigem Vinyl sowie als Doppel-CDs mit einer ganzen Latte an Bonusmaterial. Zum großen Teil handelt es sich hierbei um mehr oder weniger hörbare Demo-Aufnahmen zu Albumsongs. Hier und da packte man aber auch unbekannte Soundschnipsel sowie Live- und Coverversionen mit drauf.
Am interessantesten ist dabei sicherlich das Demo welches die Band noch unter dem alten Bandnamen Aslan aufnahm und in der Szene einen hervorragenden Ruf besitzt (zu finden im Bonusmaterial zu „Into The Everflow“). Jenes bekommt man nun mit anderen Demo-Stücken rund um das Debütalbum erstmals als eigenständige Vinylveröffentlichung als Doppel-LP unter dem Namen „To Chase The Stars (Demos 1987 – 1989)“ zum Kauf angeboten, was Fans sicher freuen dürfte.
Für dieses Review schauen wir uns aber mal das dritte, eher wenig geliebte Album „Mosquito“ von 1994 etwas genauer an. Warum es nicht den besten Ruf besitzt (aber etwas zu Unrecht!) merkt man relativ schnell. Die dritte Veröffentlichung von Psychotic Waltz war ein ziemlicher Bruch mit den vorhergehenden Alben „A Social Grace“ und „Into The Everflow“. Wo man da noch große progressive Klang- und Traumwelten auftat, wurden die Songs hier ziemlich gestrafft und auf den Punkt gespielt. Im Mittelpunkt stand nun der immer noch ausdrucksstarke Gesang von Devon Graves (damals noch Buddy Lackey) und gerade das Gitarrenduo Dan Rock und Brian McAlpin nahm sich ein ganzes Stück zurück und überhaupt präsentierte sich die Band über weiter Strecken als richtige Groovemaschine.
Der ungewohnt spröde Titeltrack zeigt gleich mal den Weg den es gehen sollte. Ein knackiger, eingängig bis einlullend gespielter Song, der aber doch fasziniert. Psychotic Waltz mussten es also nicht immer ausufern lassen, um mitzunehmen. Trotz des schon etwas zeitgeistigeren Sounds ließ man aber nicht ganz die Finger von psychedelischen Einschüben, was „Mosquito“ immer wieder spannend macht. Und so ist selbst man mit einem Song wie „Haze One“ gar nicht so weit vom Vorgänger weg. Mit dem „Mindsong“ driftet man zum Ende hin sogar richtig ab und beim balladesk anklingenden „Shattered Sky“ darf auch die Querflöte wieder ertönen. Trotzdem sind es wohl die heavy groovenden Titel wie das kräftig zupackende „Dancing In The Ashes“ und „Cold“, die über die Jahre die Liebe für die Platte schwinden ließen.
Das wird „Mosquito“ in der Nachschau aber gar nicht gerecht. Denn hier hat man es mit einem Werk einer Band zu tun, welche bewusst neue Wege gehen wollte (also progressiv im Wortsinne war) und wenn auch nicht alle Songs gleichsam gelungen sind, hatte man am Ende ein Stück Musik in der Hand, das gerne wiederentdeckt werden darf. Mit dem Nachfolger „Bleeding“ korrigierte man dies wieder ein wenig, klang ein ganzes Stück wärmer, auch wenn die Stücke ähnlich arrangiert waren.
In der Bonus-Abteilung der Doppel-CD findet man überwiegend Demoversionen der Albumsongs. Von der Aufnahmequalität wirklich annehmbar, gibt man einen Blick auf die Entstehung der Songs Preis, auch wenn sich diese zum fertigen Produkt nicht groß unterscheiden, sieht man von ein paar instrumentalen Outtakes ab. Am Ende der mit 21 Tracks randvollen Silberscheibe stehen ein paar kleine Gitarrenspielereien, welche für den Fan vielleicht spannend sein können. Am Ende gilt wie so oft: als Sammler nett zu hören und zu haben, wird man sich aber wohl nicht oft anhören.
Trackliste:
1. Mosquito
2. Lovestone Blind
3. Haze One
4. Shattered Sky
5. Cold
6. All The Voices
7. Dancing In The Ashes
8. Only Time
9. Locked Down
10. Mindsong
11. Darkness
Bonus-CD:
1. Mosquito (Jam Room Demo 1993)
2. Love Stone Blind (Jam Room Demo 1993)
3. Locked Down (Jam Room Demo 1993)
4. Dancing In The Ashes (Jam Room Demo 1993)
5. Haze One (Jam Room Demo 1993)
6. Only Time (Jam Room Demo 1993)
7. All The Voices (Jam Room Demo 1993)
8. Cold (Jam Room Demo 1993)
9. Shattered Sky (Jam Room Demo 1993)
10. Mindsong (Jam Room Demo 1993)
11. Haze One (Instrumental Outtake 1994)
12. Mindsong (Instrumental Outtake 1994)
13. Mosquito (Instrumental Outtake 1994)
14. Locked Down (Instrumental Outtake 1994)
15. All The Voices (Demo 1993)
16. The Fallen (Demo 1993)
17. Mindsong (Demo 1993)
18. Watching (Demo 1993)
19. Acoustic 91 (Outtake 1992)
20. Brian Acoustic (Outtake 1992)
21. Dark Idea (Outtake 1992)