Eigentlich hatte ich ein Punkalbum erwartet, als „To All The Ones That I Love“ im Briefkasten lag. Aber die Töne des ersten Songs auf dem neuen Album des australischen Quartetts überraschten mit zurückgenommenem Flair, einer dezent melancholischen Stimmung und einem flächigen Sound. Ganz schön geschmeidige Eröffnung, dieses „I Am Everything“.
Ganz so entspannt bleibt es aber nicht. Mit dem folgenden „Wilt“ spielen Press Club einen Trumpf aus und machen die Marschrichtung endgültig klar. Ein treibender Rocksong, sehr eingängig und geradlinig auf den Punkt gespielt, mit einem großen Refrain und generell einer lebensfrohen Stimmung. Das gefällt. Keine große Kunst, aber eine Wohltat für die Lebensgeister. Der erwartete Punksound grüßt auf „To All The Ones That I Love” nur aus der Ferne mit dem ruppigen „No Pressure“ oder „Tightrope“. Lieber lässt man die Gitarren mit einem wavigen, etwas an The Cure erinnernden Sound schnarren. „Wasted Days“ erinnert gar ein wenig an die Alternative-Rocker Garbage.
Der Indie-rockige Sound von Press Club macht auf jeden Fall Spaß und verschafft einem eine gute Zeit. Dabei klingen die aktuellen Songs gar nicht so flach, wie es der Text vermuten lässt. Anno 2025 variiert die Band in Sachen Songwriting durchaus und Song wie der oben erwähnte Opener oder der ähnlich angelegte Abschluss „Desolation“ haben einen angenehmen Tiefgang. Trotzdem sind es die schmissigen, eingängigen Nummern, die am meisten mitreißen. Das energischere „Champagne & Nikes“ oder auch das unerwartet lange „Vacate“.
Mit seinem neuen Werk hat der Press Club eine recht launige Sommerplatte eingespielt, die genau zur rechten Zeit kommt.
Trackliste:
1. I Am Everything
2. Wilt
3. Champagne & Nikes
4. Wasted Days
5. No Pressure
6. Vacate
7. To All The Ones That I Love
8. Tightrope
9. Staring At The Ceiling
10. Desolation