Poverty’s No Crime – A Secret To Hide (Metalville/Rough Trade, 30.04.2021)

Nach nur fünf Jahren und pünktlich zum 30-Jährigem Bandjubiläum melden sich Poverty’s No Crime mit einem neuen Album zurück, um uns die Coronazeit zu veredeln. Die Wartezeiten waren schon mal schlimmer, aber seit dem 2016er Album “Spiral of Fear” und der Tour mit Psychotic Waltz und Bleeding als Co-Support, hat man wieder Blut geleckt und Feuer gefangen:

Die Band war wieder voll da“, fasst Sänger/Gitarrist Volker Walsemann die Situation zusammen. „Das hat uns richtig Auftrieb gegeben, nachdem wir so lange kaum aktiv gewesen sind. Wir haben viele Inspirationen aus dieser Zeit mitgenommen. Die großartigen Resonanzen auf das Album und dann wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen waren für uns die Hauptmotivation, dieses Album anzugehen und alle unsere Energie reinzustecken.

Das Ergebnis liegt hier nun in CD-Form im Digipack vor:

 

Die Coronazeit hat der Band neue Möglichkeiten eröffnet, viel länger an den Songs zu arbeiten als bisher. Wenigsten etwas Positives zu Corona.

„Wir konnten die einzelnen Parts und Instrumente intensiver ausarbeiten und viel ausprobieren. Im Studio ist normalerweise keine Zeit dafür. Da kostet jede Minute Geld. In kein Poverty’s No Crime-Album der Vergangenheit ist so viel Zeit geflossen. Wir sind alle musikverrückte Menschen, die immer noch einen drauflegen wollen. Das hat allen großen Spaß gemacht.“

Das hört man auch raus. Die Songs gehen teilweise mehr in Richtung Epos als früher. Lange Songstrukturen sind hier an der Tagesordnung. Alles wurde wirklich super vom DGM-Gitarristen und Mastermind Simone Mularoni im Domination Studio in San Marino gemischt und gemastert. Klarer, transparenter Sound mit Druck an den richtigen Stellen. Absolut passend zum Gesamtbild der Band.

Alle Beteiligten haben hier einen guten Job gemacht. Alles sauber eingespielt, nett arrangiert und progmäßig ausgedehnt. Normalerweise sollten man meinen, ich kann hier gleich ne hohe Wertung rausballern. Nicht ganz. Im Vergleich zu vielen meiner Schreiberkollegen, habe ich doch was zu meckern. Das fußt aber einzig und allein auf meinem persönlichen Geschmack. Alles andere habe ich bereits objektiv gelobt.

Ich stehe total auf Progmetal, auf Epen, auf Instrumentierung. Mir fehlt hier aber der Arschtritt. Diese Platte ist Progrock, der Metalanteil ist hier sehr gering. Das kommt immer wieder durch oder wird angerissen, aber wenn man denkt “jo, jetzt aber mal Fuß aufs Gas, oder brate das Riff mal fett weiter, ist Schluss und es geht in nette Melodien oder der Keyboardkleister”. Man wiederholt zuviel das gleich Riff, ohne den Spannungsbogen zu erhöhen. Hier und da wird auch der Hammond-Sound ausgepackt. Das ist leider überhaupt nicht meins. Der Gesang war bei Poverty’s No Crime noch nie die Krönung, auch hier nicht. Volker singt sauber und ordentlich, aber ohne Profil in meinen Augen  – etwas zu nett halt. Wenn man schon Instrumentals macht, dann erwarte ich auch Achterbahnfahrten, Soli und Überraschungen, oder einfach mal was Schräges. Hier fühlt man immer die Handbremse, obwohl so viele Möglichkeiten geschaffen werden mal durchzudrehen an den Instrumenten.

Das is Jammern auf hohem Niveau und ich wünsche meinen Musikerkollegen allen Erfolg der Welt – aber mein persönlicher Geschmack ist hier leicht verfehlt. Jeder Poverty’s No Crime-Fan findet hier aber eine Platte die ihm garantiert gefällt.

TRACKLIST;
1 – Supernatural
2 – Hollow Phrases
3 – Flesh and Bone
4 – Grey to Green
5 – Within the Veil
6 – The Great Escape
7 – Schizophrenic
8 – In the Shade

 

3.5