Porcupine Tree - Photography by ALEX LAKE insta @twoshortdays WWW.TWOSHORTDAYS.COM

Porcupine Tree – Closure / Continuation (Sony Music, 24.06.2022)

Wie aus dem Nichts kam im letzten Jahr, mitten in der Pandemie, die Ankündigung, dass Steven Wilsen zusammen mit Keyboarder Richard Barbieri und Wunderdrummer Gavin Harrison Porcupine Tree wiederbelebt hat. Es wurde gleichzeitig ein neues Album namens „Closure / Continuation“ sowie eine Tour im Herbst 2022 angekündigt. Die Sensation war perfekt. Lediglich Bassist Colin Edwin blieb auf der Strecke. Seine Rolle nahm auf dem neuen Werk Mr. Wilson gleich selbst ein.

Und jenes Werk gärte über eine lange Zeit. Rund zehn Jahre wurde immer wieder mal an dem einen oder anderen Stück gearbeitet, bis man das Ganze nun geballt unter die Leute streut. Sieben Tracks in rund 48 Minuten sind es geworden. Käufer der teuren Luxus-Edition bekommen drei weitere zu hören. Schade, diese Veröffentlichungspolitik muss man weder gutheißen, noch wirklich verstehen…

Die Frage ob „Closure / Continuation“ dem Erbe der Band gerecht wird, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn es ist ein gar nicht so leicht zu verdauernder Brocken, welcher einerseits ganz deutlich in den Bandsound zwischen „Lightbulb Sun“ (2000) bis „The Incident“ (2009) abtaucht, aber auch die maschinellen Anklänge des letzten, kritisch gesehenen Wilson-Soloalbums „The Future Bites“ (2021) aufnimmt. Letzteres ist besonders bei „Walk The Plank“ zu spüren, das sehr kalt klingt und dessen Stimmung erst am Ende vom Refrain abgefedert wird.

„Closure / Continuation“ startet dafür mit dem bereits bekannten „Harridan“ ziemlich stark. Ein progressives Stück Musik, welches vor allem von seiner tollen Rhythmik und seinen atmosphärischen Zwischentönen lebt. Dabei stellt man besonders fest, wie wichtig Gavin Harrison für den Sound von Porcupine Tree ist. Das Math-Rock-artige von metallischen Riffs durchzogene „Rats Return“ fordert ihn noch etwas mehr. Ein schwieriges, aber doch auf seine Art faszinierendes Stück Musik.

Zwischen dem Getöse lässt das Trio natürlich auch wieder ausreichend Platz für ruhige, getragene, fast schon Songwriter-artige Momente, wie man sie von früheren Balladen kennt. Am deutlichsten mit „Of The New Day“ herausgestellt. Das überlange „Dignity“ wandelt zuerst auch in dieser Spur, bevor es in der zweiten Hälfte instrumental abtaucht. Die ebenfalls langen Stücke „Herd Culling“ und „Chimeras Wreck“ spielen dann nochmals alle Stärken von Porcupine Tree voll aus, auch wenn nicht durchgehend volle Begeisterung aufkommen mag. Trotz der bekannten Zutaten wirkt das Ganze manchmal etwas fremd und konstruiert. Ob das an der langen Entstehungszeit liegen mag?

Die Wertung des Albums unter dieser Besprechung kann somit nur eine vorläufige sein. Es wäre nicht verwunderlich, wenn der positive Gesamteindruck noch wächst. Aber vielleicht auch nicht?

 

Trackliste:
1. Harridan
2. Of The New Day
3. Rats Return
4. Dignity
5. Herd Culling
6. Walk the Plank
7. Chimeras Wreck

 

 

Photo-Credit: Alex Lake

 

3.8