Pink Floyd – Animals [2018 Remix] (Parlaphone/Warner Music, 16.09.2022)

Was lange währt, wird endlich gut? Wie der Titel verrät, war ein Remix des Pink-Floyd-Klassikers „Animals“ von 1977 bereits lange fertig, konnte aufgrund des Vetos von Roger Waters (Knackpunkt waren am Ende auch nur für die Veröffentlichung vorgesehene Liner Notes für das Booklet) nicht veröffentlicht werden. Nun aber haben sich die drei überlebenden Musiker der Band wohl geeinigt und der 2018er Remix (nicht nur ein Remaster!) erscheint dieser Tage.

Wie bei einer solchen Megaband üblich, gibt es natürlich zig verschiedene Versionen. CD, Vinyl, Blu-ray Audio und als Box mit allen Konfigurationen sowie einem 32-seiten Booklet. Letzteres enthält aber auch nur den neuen Mix in Stereo und im 5.1 Surround-Sound sowie die ursprüngliche Version von 1977. Also keine Boni und kein Mehrwert im Vergleich zu den Immersion-Boxen der Band.

Die karge Ausstattung passt dann auch irgendwie auch zum etwas karger im Klang daherkommenden „Animals“. Nach den epischen Vorgängern „Dark Side Of The Moon“ und „Wish You Were Here“ schienen es Pink Floyd etwas weniger ausladend angehen zu lassen, präsentierten sich über weite Strecke sogar recht bodenständig und gitarrengetrieben, was gut zum giften Inhalt der drei überlangen Hauptstücke passt. Hier tobte sich Roger Waters textlich ziemlich aus und verglich verschiedene Menschengruppen ganz im Sinn von George Orwells „Farm der Tiere“ mit Tieren. Schweine als Moralapostel, geldgierige Kapitalisten sind Hunde und die breite Masse, die letztendlich alles schluckt, ist nichts weiter als Schafe. Das ist immer noch erschreckend aktuell und zeigt nur, dass sich die Welt einfach nicht ändert.

„Animals“ steht musikalisch gerne etwas im Schatten seiner beiden Vorgänger und des enorm erfolgreichen Nachfolgers „The Wall“, was es keinesfalls muss. Dafür haben „Dogs“, „Pigs“, „Sheep“ und das unklammernde, akustische Intro/Outro „Pigs On The Wing“ einfach zu viel zu bieten. Das siebzehnminütige „Dogs“ schlägt noch am ehesten in die Kerbe des damals bekannten. Eine zwar giftige, aber reichlich atmosphärische Nummer, die vor allem vom herausragenden Gitarrenspiel David Gilmours lebt. Jener gibt auch beim trockenen „Pigs“ den Takt mit seinen verzerrten Riffs an. Schlicht im Sound, aber nicht weniger spannend. Die pochende Grundrichtung wird auch mit „Sheep“ weitergeführt, nur dass Gilmour Keyboarder Richard Wright seinen Platz freiräumt, der überraschend aggressiv agiert.

Der neue Remix hat sich gelohnt. So klar, kraftvoll und aktuell klangen die alten CD-Stereo-Versionen nicht. Wie sich die Vinyl- und 5.1.-Versionen gestalten, kann ich leider nicht sagen. Zusammen mit dem neuzeitlich interpretierten Artwork (das bekannte Schwein schwebt nun über das London der Jetztzeit) passt „Animals“ auch gut ins Jahr 2022.

 

Trackliste:
1. Pigs on the Wing (Part 1)
2. Dogs
3. Pigs
4. Sheep
5. Pigs on the Wing (Part 2)

 

 

Photo-Credit: Rupert Truman and Aubrey Powell, Hipgnosis / copyright: Pink Floyd Music Ltd.