Pictures – It’s ok (Clouds Hill, 28.01.2022)

Man kommt einfach nicht zu einem Review für Pictures ohne dabei wenigstens einmal Union Youth in den Mund zu nehmen. Und das ist irgendwie auch gar nicht schlimm. Denn zu dem Wort, welches diese Review noch öfter kreuzen wird, gehört der Bogen den ich jetzt spanne.

Ich war in meiner Strum-und-Drang-Zeit als Union Youth, damit auch ein großer Teil Pictures, mich mit ihrer Version von Grunge zugeballert haben. Und weil man Anfang 20 ziemlich zugeballert ist, haben sie mich sofort mitgenommen. Das waren die wilden und so international klingenden Songs und die Stimme von Frontmann Maze. Irgendwann war aus bekannten Gründen das Kapitel Union Youth vorbei und kurze Zeit später gab es auch keine neuen Mixtapes (dürften da schon CDs gewesen sein) bei mir, die diese Songs dabei hatten.

Jahre später war ich aus dem ruhigen Südniedersachsen in den noch ruhigeren Norden gezogen und lernte bei einigen kleinen DIY-Shows den Jan kennen. Damals auch ehemaliger Teil von Union Youth. Und während man in der Provinzkneipe hinter vorgehaltener Hand “Ey, der war bei Union Youth” flüsterte und die zu jungen Indiemädchen mit den Schultern zuckten, kam auch dieser Sound wieder in meinen Fokus und die Vinyl auf den Plattenspieler.

Als ich dann die ersten Songs dieser neuen Band Pictures hörte, die so gar nicht neu klingt, war der Fanboy in mir sofort geweckt. Wie meine nicht an Musik interessierte Frau beim Laufen der Songs im Auto sagte

“Das hört sich irgendwie so vertraut und warm an. So als würde man es kennen. Aber im Guten. Nicht wie schon tausend Mal gehört, sondern man fühlt sich gut aufgehoben”

wollte ich sie nochmal heiraten, weil sie genau die Worte gefunden hat, die ich suchte.

Und endlich kommen wir zu dem eigentlichen Thema! Auf “It’s ok” wissen die Herren genau mit dem zu begeistern, wofür Fans von Alternative Rock sie lieben. Nämlich mit diesem vertrauten und sogar zeitlosen Sound, der die aktuellen Veröffentlichungen vieler anderer Bands als völlig beliebig in der Ecke stehen lässt.

Songs wie “Repeater” oder “Who took the Soul” haben ihren eigenen Sound, der nicht allein durch die markante Gesangsstimme erschaffen, aber unfassbar verstärkt wird. Alternative Rock, wie er nie langweilig wird!

 

 

Wenn man die starken Riffs der Platte mal kurz zur Seite lässt, haben wir es hier mit echten Knochenbrechern, schleppenden Groovern und lässigen Dudes wie “Good Day” zu tun. Und damit mit einer gut durchgemischten Platte, die nicht nur jetzt schon auf einem kleinen Thron bei mir steht, sondern die eine Band durch die Bank gut beschreiben kann. Wie die Band verkündete wurde das Teil quasi in einem Guss aufgenommen, wenig geredet, sondern der Fokus auf schnelle und live eingespielte Aufnahmen gelegt. Und so hört sich die Platte auch nach ganz viel Herz und Bauch an. Man sieht Maze quasi schon in Trance vor sich hinsingen und spielen. Großes Kino!

Haben wir gerade kurz vor Corona, wie alte Männer das so machen, am Tresen des Vertrauens nach einer Flasche Rum festgestellt das in der heutigen Zeit die großen Rockstars fehlen, kommen Pictures um die Ecke und klopfen dir lachend auf die Schulter. Nicht um den Platz einzunehmen, sondern um zu zeigen das Herzblut und handgemachte Musik nie aussterben. Viel Pathos, oder? Passt aber.

Wer also das analoge, körnige Schwarz-Weiß-Foto dem glatten Photoshop-Opfer vorzieht, sollte hier auf jeden Fall zugreifen! Dicke Kaufempfehlung für Freunde von gutem Alternative Rock!

 

 

  1. It’s ok
  2. Repeater
  3. Rockets
  4. In the Morning
  5. Who Took The Soul
  6. Shivers
  7. Good Day
  8. Purple Walls
  9. Happy Afterlife
  10. Mobile
  11. Drifting
  12. Secret and the Lost Empathy

 

Beitragsfoto: Christoph Mangler (mega Foto übrigens!)

 

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