Panzerballet – X-Mas Death Jazz (Gentle Art Of Music, 24.11.2017)

Herr hilf, bald kann man sich nicht mehr wehren und es weihnachtet sehr! Dann kommen wieder die Weihnachtsengel aus den Ecken gekrochen, es duftet nach Spekulatius, Tannennadeln und Glühwein und überall plärrt „Last Christmas“ aus den Lautsprechern. Ja, das Jahr treibt unweigerlich seinem „kommerziellen Höhepunkt“ entgegen…

Wie gut, dass es die Jazz-Metal-Avantgardisten Panzerballett gibt. Denn jene grinsen dem Treiben böse entgegen und legen mit „X-Mas Death Jazz“ ein Album vor, das man als sarkastisch-wütenden Kommentar zum vorweihnachtlichen Terror sehen kann – oder einfach als verrückt-geniales Freakwerk. Denn die Band trieb ihre Lieblingsdisziplin (die „Verkrassung“ von fremden Liedgut) hier endgültig auf die Spitze. Man nahm sattsam bekannte Weihnachtslieder aus dem In- und Ausland und drehte sie genüsslich durch den Wolf. Erhalten blieben nur die (teils fragmenthaften) Grundmelodien, so dass das Ganze komplett frei von jeglicher Weihnachtsästhetik daherkommt.

Am Ende klingt „X-Mas Death Jazz“ dann doch wieder wie ein typisches Panzerballett-Album – nur eben mit ein bisschen Humor mehr als sonst gewürzt. Wie immer treffen wilde Metalabfahrten auf geschmeidige Jazz-Parts, purer Wahnsinn auf grandiose Musikalität, schräge Rhythmen auf Schönklang, schneidende Gitarren auf trötendes Saxophon. Mit den lieblichen Melodien im Hintergrund ergeben sich dann Nummern, die klingen wie ein beschwipster Nikolaus im Fieberwahn, der mit Knecht Ruprecht kleine Kinder erschreckt, nur um danach die heiße Mama auf dem Küchentisch zu vernaschen. Ein diebischer Spaß für Leute, die es schräg mögen und darauf stehen, wenn Muckertum komplett und ohne falsche Scham ausgelebt wird.

Für das Album konnten Panzerballett wieder ein paar namhafte Gastsänger gewinnen (u.a. Jen Majura, Mike Keneally, Mattias IA Eklundh von Freak Kitchen sowie Steffen Kummerer von Obscura), die das Salz in der Suppe sind und Stücke wie das komplett irr gewordene „Little Drummer Boy“, das seltsam klingende „White Christmas“ mit seinen gegenläufigen Melodielinien oder den Metalswing „Let It Snow“ (mit Krümelmonster-Überraschung) so unterhaltsam machen.

Fazit am Schluss: So lass ich mir jahresendzeitliche Melodien gefallen!

Trackliste:
1. White Christmas
2. Kling, Glöckchen
3. Little Drummer Boy
4. Es kommt bald
5. Last Christmas
6. Rudolph, The Red-Nosed Raindeer
7. For Whom The Jingle Bells Toll
8. Let It Snow
9. White Christmas (Bonus Instrumental Version)
10. Rudolph, The Red-Nosed Reindeer (Bonus Instrumental Version)
11. Es kommt bald (Bonus Instrumental Version)
12. Let It Snow (Bonus Instrumental Version)

4.2