ORM – Intet • Altet (Indisciplinarian, 30.09.2022)

Wer schon dachte „Ir“, das zweite Album der dänischen Black-Metal, sei groß, wird jetzt Augen machen. Der Nachfolger „Intet • Altet“ setzt da noch eins drauf. Es ist ein Doppelalbum geworden. Rund 92 Minuten Musik, aufgeteilt in vier Stücke, jeweils zwischen 19 und 24 Minuten lang. Thematische (natürlich) ein Konzeptalbum.

Übersetzt bedeutet der Titel sinngemäß „Das Nichts • Alles“ und die zum Trio geschrumpfte Band befasst sich mit vier Phasen des Lebens: der feurige Jüngling, der belastete Erwachsene, der asketische Einsiedler und schließlich der Aufstieg in das nächste Reich. Die Texte sind von Psalmen und Legenden inspiriert, die den Übergang zwischen den Lebensphasen markieren und letztendlich den unvermeidlichen Übergang vom Leben zum Tod.

Schwerer Stoff mit ebenso schwer verdaulicher Musik in Form von epischem Black Metal, der doch ein Stück über seinen eigenen Tellerrand hinausschaut und deswegen auch für Genre-Verächter (wie mich, ich geb’s zu!) interessant ist. Zwar gibt es auch hier viel Raserei und abstoßende Hässlichkeit. Aber auch erhabene Melodiebögen, angenehm bodenständigen Bombast, einnehmende Atmosphären, sensible Zwischentöne und noch viel mehr.

ORM spielen mit Stimmungen und Dynamik und lassen die vier mehr als überlangen Brocken durchgehend interessant klingen. Floydige oder postrockige Elemente wechseln sich mit Wucht ab, Garstigkeit trifft auf Schönheit. Etwas das sich durch drei der vier Kompositionen zieht. Das mehrteilige „Trance/Floden, som kan lede“ schlägt allerdings ganz aus der Art und gibt sich durchgehend ruhig und instrumental. Trompeten- und später auch Geigentöne sorgen für angenehme Melancholie in diesem introspektiven Stück, bevor das Doppel-Album mit „Mod døden“ noch einmal richtig groß wird.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist „Intet • Altet“ zweifelsohne das Opus magnum von ORM, auch wenn es erst einmal erfasst werden möchte!

 

Trackliste:
1. Fra dyden
2. Floden, som kan skabe
3. Trance/Floden, som kan lede
4. Mod døden

 

 

Photo-Credit: Adriana Zak

 

4.2